Bonn - Eine Modellprojekt, bei dem Drogenabhängige Heroin erhalten, ist nach Angaben der Betreuer erfolgreich verlaufen. Der Versuch in Bonn habe wissenschaftlich nachgewiesen, dass bei Schwerstabhängigen die heroingestützte Behandlung im Vergleich zur Methadon-Substitution wirksamer sei.

Besserer Gesundheitszustand

Während sich bei den mit Heroin behandelten Teilnehmern der Gesundheitszustand sowie der Drogenkonsum in mehr als 60 Prozent der Fälle deutlich besserte, betrug diese Quote in der mit Methadon behandelten Kontrollgruppe nur knapp 40 Prozent, wie die Universität Bonn am Freitag berichtete. "Aus wissenschaftlicher Sicht ist das ein sensationelles Ergebnis", sagte Prof. Wolfgang Maier, Direktor der in Bonn mit der Studie beauftragten Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. "Einen derart großen Vorsprung im Therapieerfolg sehen wir äußerst selten."

Zielgruppe Schwerstabhängige

"Durch die Vergabe des Originalstoffes wurde die Zielgruppe der Schwerstabhängigen erreicht und auch gerade diejenigen, die bislang keinen Zugang zum Hilfesystem hatten", sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im deutschen Gesundheitsministerium, Marion Caspers-Merk. In Bonn sei es zudem gelungen überdurchschnittlich viel Menschen wieder in Arbeit zu bringen. Mehr als vier Jahre lang waren Schwerstabhängige in Bonn und sechs weiteren Städten vergleichsweise mit Heroin statt mit Methadon behandelt worden.

Psychosoziale Betreuung

Herausragend sind auch die Ergebnisse der psychosozialen Betreuung, betonte die Leiterin des psychosozialen Studienbereichs Linde Wüllenweber-Tobias von der Ambulanten Suchthilfe Caritas/Diakonie. 90 Prozent der Bonner Studienteilnehmer hätten am psychotherapeutischen Programm teilgenommen. "Das ist eine enorm hohe Quote."

Regelmäßige Beschäftigung

Von den insgesamt 38 Schwerstabhängigen, die sich in Bonn noch in Behandlung befinden, hätten inzwischen alle einen festen Wohnsitz - anfangs waren es nur 62 Prozent, teilte die Universität mit. Etwa ein Drittel gehe nun einer regelmäßigen Beschäftigung nach.

Wiedereingliederung

Ziel der heroingestützten Therapie ist - auch bei Schwerstabhängigen - die Abstinenz und eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft. In dieser Hinsicht konnten auch Erfolge verbucht werden: 19 Prozent der in Bonn mit Heroin Behandelten nehmen mittlerweile an ausstiegsorientierten Therapien teil.

Heroin unter ärtzlicher Aufsicht

In sieben deutschen Städten erhalten schwerst Heroinabhängige seit 2001 bis zu drei Mal täglich unter ärztlicher Aufsicht pharmakologisch reines Heroin. 1.024 Teilnehmende waren deutschlandweit in die Studie aufgenommen worden, die Hälfte erhielt nach Losentscheid Methadon, die andere Hälfte Heroin. Bonn hatte als erstes Zentrum mit der Studie begonnen.(APA/dpa)