Kandahar - Radikalislamische Taliban-Kämpfer haben im
Süden Afghanistans ein Massaker an Familienmitgliedern und Freunden
eines Politikers angerichtet. Mindestens 32 seiner Angehörigen und
Freunde seien getötet worden, sagte der afghanische
Parlamentsabgeordnete Dad Muhammad Khan am Montag. Zehn weitere
Verwandte würden noch vermisst und fünf seien verwundet. Das Massaker
habe sich bereits am Sonntag im Bezirk Sangin in der Provinz Helmand
ereignet. 27 Menschen seien getötet worden, als sie sich den
Schauplatz eines vorangegangenen Angriffs mit fünf Toten ansehen
wollten.
"Heute haben wir 32 Leichen meiner Familienmitglieder und Freunde
geborgen", sagte Khan. Dem Abgeordneten zufolge wurden zunächst sein
Sohn, sein Bruder Juma Gull - ein früherer Gouverneur des Bezirks
Sangin - und drei andere Männer getötet, als sie im Bezirk Sangin mit
ihrem Fahrzeug in einen Hinterhalt der Taliban gerieten. Als sein
anderer Bruder Gull Mohammad davon erfuhr, eilte er den Angaben
zufolge mit weiteren Verwandten zum Schauplatz des Angriffs. Die
Gruppe geriet ebenfalls in einen Taliban-Hinterhalt. 27 Männer wurden
getötet.
Der stellvertretende Provinzgouverneur von Helmand, Mullah Amir
Akhund, bestätigte die Angriffe. Es habe 30 Tote gegeben, darunter
zwei Brüder von Dad Mohammed und einen Sohn. Auch die anderen Toten
seien überwiegend Verwandte. Ein Mann, der sich als Taliban-Sprecher
ausgab, übernahm am Sonntag die Verantwortung für den ersten Angriff.
Taliban sichern Opium-Plantagen
Khan war einst ein einflussreicher Geheimdienstchef in Helmand.
Die südafghanische Provinz ist eine der Hochburgen der Taliban, die
nach ihrem Sturz von der Macht Ende 2001 einen bewaffneten Aufstand
gegen die US-geführte Militärkoalition und die vom Westen
unterstützte Regierung in Kabul starteten. In Helmand wird der
Großteil des afghanischen Opiums angebaut. Experten vermuten einen
Zusammenhang zwischen dem Taliban-Aufstand und dem Opium-Anbau.
Angeblich haben die Taliban den Bauern den Schutz ihrer Felder vor
der Zerstörung durch die afghanischen Behörden zugesichert. In
Helmand sind rund 3300 britische Soldaten stationiert. (APA)