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Ronaldinho will noch "wunderbar" kicken.

Foto:AP/Stache

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Ronaldo und das Bauchweh.

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"Er ist einfach zu fett", sagte einer der 500 registrierten brasilianischen Journalisten, und er teilte den Kummer samt Speck mit seinen 499 Kollegen. "Das ist momentan bei uns daheim das Hauptthema. Ronaldo gehört auf die Bank gesetzt, der kann sich nicht gescheit bewegen. "Der erboste Radioreporter, er heißt Jorge ("es ist meine siebente WM, ich übertrage jedes Training live"), schleppt übrigens auch einen ordentlichen Ranzen mit sich und derzeit durch Deutschland. Wobei er richtigerweise feststellte, "dass mich Parreira nicht aufstellt. Mein Bauch ist privat."

Jorge übertreibt natürlich, was den öffentlichen Ronaldo betrifft. Der ist nach wie vor bewegungsfähig, ein bisserl eingeschränkt halt. "In meiner Gebrauchsanleitung steht nicht, dass ich immer schnell und toll sein muss", sagte er vor ein paar Tagen und nach einem gründlichen medizinischen Check, bei dem keine organischen Schäden diagnostiziert wurden. Psychische Leiden können Magenspiegelung und Computertomografie nach wie nicht bestätigen oder ausschließen.

Am Sonntagabend musste Ronaldo in München 72. Minuten lang schwitzen. Dann trabte er zur Outlinie und wurde durch den wieselflinken Robinho ersetzt, der später das 2:0 gegen das äußert wehrhafte Australien aufgelegt hat.

Die Zuschauer haben ihn ausgepfiffen. Ronaldo war patschnass (von der Hitze und in zweiter Linie auch vom Laufen), sein Trikot folglich transparent. Somit waren ein paar kritische Körperzonen des 29-Jährigen freigelegt. Die immer stattlicher werdenden Pausbacken konnte er ja nie verbergen, Fußballer tragen nämlich keine Helme. Ronaldo hat es um die Hüften. Trainer Carlos Alberto Parreira hat ihm beim Abgang übrigens auf den Bauch geklatscht und somit Spielräume für diverse Interpretationen geöffnet. Ein dezenter Hinweis? Wahrscheinlich hat er Ronaldos ausgestreckte Hand einfach nur verfehlt. Weil Parreira später gesagt hat: "Er war viel besser als gegen Kroatien, er hat das 1:0 vorbereitet, ich rücke nicht von ihm ab. Ich denke, er hält gegen Japan wieder 70 Minuten aus."Ronaldo teilte diese Ansicht: "Ich war zufrieden."

Weltmeister Brasilien hat natürlich das Achtelfinale erreicht. Daheim werden sie trotzdem gewatscht, vermutlich bis zum sechsten Weltmeistertitel. Reporter Jorge meinte, "dass das nicht Brasilien ist. Sie sind zwar Brasilianer, aber sie spielen nicht brasilianisch. Wobei sie jederzeit in der Lage sind, das zu tun."

Ronaldinho, der athletische Oberbrasilianer ohne Gewichtsorgen (gekickt hat er aber schon besser), glaubt felsenfest daran, "dass wir sehr bald wieder das echte Brasilien sind. Eine WM ist kein 100-Meter-Lauf, sondern ein Marathon. Wir sind in der Lage, wunderbar zu werden."Der eingewechselte Fred, Schütze des 2:0, baut zudem auf "Gottes Segen". Und Roberto Carlos legte Wert auf die Feststellung, "dass wir eine ernst zu nehmende Auswahl sind". Sie bekundeten ihre Solidarität mit Ronaldo. "Wir brauchen ihn, er hat sich jede Chance verdient."

Das Beste für alle

Natürlich mögen auch die brasilianischen Medienvertreter ihr Dickerl. Sie scharten sich um ihn (um es), heischten nach ein paar Wortfetzen, aus denen man gerade Sätze bilden kann. "Ich musste mir über Probleme keine Gedanken machen. Das merkte man meinem Spiel an. Die Chancen waren da, ich hatte nicht das nötige Schussglück."

In einer Umfrage des bra- silianischen Internetportals "uol"sprachen sich bei bisher 38.000 abgegebenen Stimmen fast 50 Prozent für das Angriffsduo Robinho und Fred aus, nur 7,6 Prozent für Ronaldo und Adriano.

Jorge weiß, dass die Stimmung im Land jederzeit umschlagen kann. "Schießt Ronaldo ein Tor, war er nie zu dick. Ich bleibe es. Wir wollen nur das Beste für ihn und uns."