Karl Maier zieht es mit der GVA nach Osten.

Foto: GVA
STANDARD: Man sieht und hört von der GVA in Österreich kaum noch etwas. Gibt es sie überhaupt noch?

Karl Maier: Wir sind sehr erfolgreich - auch in Österreich, schreien das aber nicht so laut hinaus . . .

STANDARD: Vom Erfolg sehe ich aber nicht viel.

Maier: Macht nichts, unsere Klienten dafür umso mehr. Der überwiegende Schwerpunkt unserer Aktivitäten spielt sich überdies schon seit einigen Jahren auf den neuen Märkten ab, hier läuft auch der Großteil unserer Transaktionen ab. Unsere Teams sind dort teilweise größer als in Österreich, und wir sind dort auch sehr erfolgreich . . .

STANDARD: Obwohl der Büroimmobilienmarkt dort als relativ gesättigt gilt?

Maier: Auch das stimmt überhaupt nicht. Der Büromarkt zieht in unseren Zielländern - Ungarn, Polen, Tschechien und Rumänien - wieder an.

STANDARD: Warum tun Sie sich dann in diesen Ländern auch die viel mühsamere Vermittlung von Wohnimmobilien an?

Maier: Wohnimmobilien boomen aufgrund des großen Nachholbedarfes. Nehmen Sie als Beispiel Warschau. Allein für die kommenden fünf bis zehn Jahre wird hier ein jährlicher Zuzug von rund 100.000 Menschen erwartet, auch die Kaufkraft steigt hier und mittlerweile gibt es Hypothekarkredite mit nachvollziehbaren Zinsen.

STANDARD: Da kann man Ihnen ja nur wünschen, dass nicht bald die Flächen für Wohnbauten in den guten Lagen Polens knapp werden.

Maier: Da sorgen wir schon vor - wir sind auch in der Grundstücksbevorratung sehr aktiv. Das heißt, wir sichern uns als GVA passende Grundstücke - oft sogar noch bevor es eine entsprechende Flächenwidmung gibt. Allein in den letzten Monaten haben wir fünf großen spanischen Entwicklern Grundstücke jeweils hektarweise angeboten - und werden die Wohnungen nach Realisierung auch verwerten.

STANDARD: Haben Sie überhaupt Erfahrung in der Verwertung von Wohnungen? Sie zählten in Österreich ja immer zu den Gewerbeimmobilienmaklern.

Maier: Für Österreich stimmt das, für Osteuropa definitiv nicht. Wir sind hier schon seit Jahren bei der Verwertung von gehobenen Wohnungen bis hinauf ins Luxussegment erfolgreich. Und mit dieser Erfahrung erschließen wir nun weitere Märkte.

STANDARD: Wo sind Sie präsent?

Maier: Derzeit betreiben wir Büros in Budapest, Prag, Bratislava und Warschau. Und wir planen gerade eben weitere Standorte. Konkret stehen Niederlassungen in Sofia und Bukarest an.

STANDARD: Wieder im Wohnbausegment?

Maier: Nicht nur, aber auch. Beispielsweise wären für uns Wohnbauprojekte gerade in Bukarest und Sofia hochinteressant. Diese Länder kennen wir durch unsere Aktivitäten im Büro- und Gewerbeimmobiliensegment schon sehr gut.

STANDARD: Und warum kommt Slowenien - ein geografisch und kulturell wohl näher liegender Markt als beispielsweise Serbien - in Ihrer Aufzählung nicht vor?

Maier: Weil dieser Immobilienmarkt recht klein ist und wir diesen auch von Österreich im Bedarfsfall ganz gut bedienen können.

STANDARD: Eines Ihrer Hauptgeschäfte war früher die Vermittlung von Büroimmobilien an Investoren, dieser Markt scheint sich mittlerweile nahezu aufgelöst zu haben . . .

Maier: Für Büroimmobilien in den Landeshauptstädten mag das großteils stimmen, aber insgesamt gibt es nach wie vor einen signifikanten Anstieg an Investments. Die werden vielfach aber schon bei Projektbeginn vertraglich vorvereinbart und kommen daher bei Realisierung nicht mehr auf den Markt. Überdies rücken beispielsweise in Polen jetzt die Bezirksstädte stärker in den Fokus - es gibt hier ja dutzende Städte in der Größenordnung von Graz. Insgesamt hat Osteuropa noch viel Potenzial - und wir werden daran unseren Anteil sichern. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18.6.2006)