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Der kanadische Premierminister Stephen Harper.

Foto: AP/CP, Tom Hanson
Ottawa - Mehr als 120 Jahre nach dem Erlass der so genannten Kopfsteuer hat sich die kanadische Regierung offiziell bei den chinesisch-stämmigen Mitbürgern für die "rassistische" Behandlung der ersten Einwanderergenerationen entschuldigt. Im Namen des Volkes und der Regierung Kanadas entschuldige er sich für das Unrecht, das den ersten Chinesen im Lande angetan worden sei, sagte Premierminister Stephen Harper am Donnerstag in einer Feierstunde im Parlament.

Er bedauere zutiefst, dass die "historischen Ungerechtigkeiten" die chinesischen Immigranten aus der Gesellschaft ausgeschlossen hätten, sagte Harper. Dass der Staat es bisher nicht geschafft habe, sich für das Unrecht zu entschuldigen, "hat es Teilen der chinesischen Gemeinde unmöglich gemacht, sich wirklich als Kanadier zu fühlen".

Gebühr von zwei Jahreslöhnen

Im 19. Jahrhundert waren rund 85.000 Chinesen nach Kanada eingewandert. Etwa 15.000 verdienten ihr Geld beim Bau der Eisenbahnlinie quer durch das Land. Mehr als tausend von ihnen starben, weil sie bei den gefährlichsten Arbeiten wie den Sprengungen eingesetzt wurden. Um die Einwanderungsströme zu regulieren, führte Kanada 1885 die so genannte Kopfsteuer ein, die allerdings ausschließlich für Chinesen galt. Bis zum Jahr 1923 mussten die chinesischen Einwanderer eine Gebühr von bis zu 500 kanadischen Dollar (357 Euro) zahlen, was damals zwei Jahreslöhnen entsprach. Durch diese Regelung wurden ganze Familien auseinander gerissen, weil für den Nachzug von Frauen und Kindern häufig kein Geld da war.

1923 wurde die Steuer abgeschafft und durch eine neue Regelung ersetzt, die bis 1947 in Kraft war und den Zuzug von Chinesen de facto komplett unterband. Die chinesische Gemeinde hatte sich seit 1984 für Entschädigungen eingesetzt. Harper sagte jetzt eine "symbolische Entschädigung" von 20.000 kanadischen Dollar zu. Erhalten sollen sie 25 noch lebende Einwanderer sowie etwa 400 Witwen. (APA)