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Jacques Chirac gedenkt in Verdun

Foto: Reuters/Kovarik
Verdun - Der französische Staatspräsident Jacques Chirac hat am Sonntag bei Verdun ein Denkmal zu Ehren der muslimischen Soldaten der französischen Armee im Ersten Weltkrieg enthüllt und dabei den Sieger der Abwehrschlacht von 1916, Marschall Philippe Pétain, wegen dessen Kollaboration mit Nazi-Deutschland 1940-44 kritisiert. Mit seinem Ruhm als Verteidiger in der Schlacht von Verdun vor 90 Jahren habe der Marschall "die Schande der Kollaboration" überdeckt, sagte Chirac über den Mann, der im Zweiten Weltkrieg die Kapitulation beschloss und dann an der Spitze des autoritären Vichy-Regimes stand, während General Charles de Gaulle von England aus den Widerstand gegen die Besatzungsmacht organisierte.

600 Gräber

Mit dem neuen Denkmal würdigt Frankreich Hunderttausende muslimischer Soldaten aus Nordafrika, die im Ersten Weltkrieg die französische Uniform trugen. Das Monument im maurischen Stil steht in der Nähe von knapp 600 nach Mekka gerichteten Gräbern muslimischer Gefallener. In Frankreich leben derzeit rund fünf Millionen Muslime.

Im Gegensatz zu seinen Amtsvorgängern Francois Mitterrand und Valéry Giscard d'Estaing hat der seit 1995 amtierende Präsident Chirac stets darauf verzichtet, den Ruhm Pétains aus der Zeit des Ersten Weltkriegs hochzuhalten. Für seinen Ausspruch zur "Schande" des Marschalls wurde Chirac von Serge Klarsfeld, dem Präsidenten des Verbandes der Söhne und Töchter deportierter französischer Juden, ausdrücklich gewürdigt. "Frühere Präsidenten haben nur vom Staat geredet, Chirac hat den Mut, die Wahrheit zu sagen", sagte Klarsfeld. In der Vichy-Zeit wurden etwa 76.000 Juden aus Frankreich in nazideutsche Konzentrationslager verschleppt. Der greise Petain wurde 1945 in einem Hochverratsprozess zum Tod verurteilt, doch wurde das Urteil nicht vollstreckt. (APA/dpa)