Hanoi - Die kommunistische Staats- und Regierungsspitze Vietnams macht wie angekündigt Platz für eine jüngere Führungsriege. Staatspräsident Tran Duc Luong, Ministerpräsident Phan Van Khai und der Parlamentsvorsitzende Nguyen Van An verlasen am Samstag vor der Nationalversammlung in Hanoi ihre Rücktrittserklärungen, die das Parlament erwartungsgemäß akzeptierte. Präsident und Premier waren nahezu ein Jahrzehnt im Amt gewesen. Die Wahl der Nachfolger soll in den kommenden Tagen erfolgen.

Der Führungswechsel war auf dem Parteitag der Kommunistischen Partei im vergangenen April beschlossen worden. Parteichef Nong Duc Manh (65) war in seinem Amt bestätigt worden. Nächster Staatspräsident soll der 64-jährige Reformpolitiker Nguyen Minh Triet, bisher Parteisekretär der südlichen Wirtschaftsmetropole Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon), werden. Der ebenfalls aus dem Süden des südostasiatischen Landes stammende Vizepremier Nguyen Tran Dung (56) soll das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen.

"Doi Moi"

Premier Phan Van Khai hatte die "Doi Moi" (Umbau) genannte Erneuerungspolitik der wirtschaftlichen Öffnung konsequent vorangetrieben. Er gilt als Verfechter einer Annäherung an den früheren Kriegsgegner USA. 2005 hatte er die Vereinigten Staaten besucht. Kürzlich wurde US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld in Vietnam empfangen.

Nguyen Phu Trong dürfte den Vorsitz der Nationalversammlung übernehmen. Der Parteichef der Hauptstadt Hanoi gilt als konservativ. Die Nationalversammlung muss in den kommenden Tagen auch neue Minister für die Ressorts Äußeres, Inneres, Verteidigung, Finanzen, Verkehr, Gesundheit sowie Kultur und Information wählen.

Von dem voraussichtlichen neuen Premier Nguyen Tran Dung werden weitere Impulse für den wirtschaftlichen Aufschwung erwartet, wie der Chefökonom des UNO-Entwicklungsprogramms (UNDP) in Vietnam, Jonathan Pincus, sagte.

Derzeit erlebt das 83 Millionen Einwohner zählende Land einen rasanten Wandel und verzeichnet das größte Wirtschaftswachstum in Südostasien; im vergangenen Jahr lag es bei 8,4 Prozent. Vietnam hofft auf eine baldige Aufnahme in die Welthandelsorganisation WTO, bevor es im November Gastgeber des Asien-Pazifik-Forums (APEC) sein wird. Zu dem Gipfel wird auch US-Präsident George W. Bush erwartet. Seit 1995 gehört Vietnam der Südostasiatischen Staatengemeinschaft (ASEAN) an. (APA/dpa)