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Überträger der Malaria - die Anopheles Mücke

Foto: EPA/U.S. Centers for Disease Control and Prevention
Sie ist eine echte Geißel der Menschheit: An der Malaria sterben jährlich 1,5 bis 2,7 Millionen Menschen. Etwa die Hälfte von ihnen sind Kinder unter fünf Jahren. 300 bis 500 Millionen Erkrankungsfälle treten Jahr für Jahr auf, die Mehrzahl in Afrika - so eine Schätzung des Berliner Robert- Koch-Instituts.

Resistente Erreger

Seit drei Jahrzehnten wird nach einem Impfstoff gegen Malaria geforscht - bisher erfolglos. Projekte gibt es einige, doch bis zu einem Durchbruch "wird es wohl noch Jahre dauern", fürchten die Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO. Sie haben dem Thema das Etikett "höchste Priorität" verpasst. Denn auch etliche der Malaria-Medikamente wirken nicht mehr, weil sich die Erreger, die Plasmodien, als zunehmend resistent erweisen.

Rote Blutkörperchen werden zerstört

Die Malaria-Erreger - nämlich Plasmodium falciparum, vivax, ovale und malariae - werden durch weibliche Stechmücken der Gattung Anopheles übertragen und zwar vorwiegend in den Nacht- und Dämmerungsstunden. Nach dem Stich verbreiten sich die Erreger über den Blutweg in die Leber, vermehren sich dort und befallen die roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Durch den Vermehrungsprozess werden diese zerstört, und es kommt zur Erkrankung. Das gemeinsame Symptom aller Malariaerkrankungen: Fieber über 38 Grad.

Kein Impfstoff

Bei der Impfstoffentwicklung stehen die Forscher vor einem großen Problem: Das Plasmodium, einmal im Körper, nimmt einen komplexen Verlauf. Zuerst geht der Parasit über das Blut in die Leber, wo er sich vermehrt, dann wieder in die roten Blutkörperchen. Die Frage, wo man ihn am besten "erwischt", sei schwierig zu klären, bedauern die Forscher.

Erste Erfolge

Bisher hat es nur ein einziges Projekt überhaupt in die Wirksamkeitsüberprüfung geschafft: ein Impfstoff für Kinder, entwickelt von einer Arbeitsgruppe unter Beteiligung des Pharmakonzerns GlaxoSmithKline. Von einem Schutzschild ist das Serum weit entfernt, aber es reduziert immerhin die Krankheitsintensität und -häufigkeit. In einer Studie in Mosambik wurde 1442 Kindern zwischen ein und vier Jahren ein Impfstoff in drei Dosen injiziert. Die klinischen Malaria Episoden gingen in den folgenden 18 Monaten um 35 Prozent zurück, die schweren Erkrankungen um 49 Prozent.

Noch lange warten

Mit einer Markttauglichkeit sei allerfrühestens 2010 zu rechnen, schätzen die Glaxo-Experten. Ob dieser Impfstoff dann auch für Reisende empfehlenswert sein wird, lasse sich derzeit ebenfalls noch nicht sagen.

Risikogebiete

Urlauber werden also weiterhin auf Tabletten zurückgreifen müssen. In Hochrisikogebieten (etwa Afrika oder Papua Neuguinea) empfehlen die Tropenmediziner eine prophylaktische Einnahme, in weniger gefährdeten Erdteilen (Südostasien, China, Indien) reicht es, die Medikamente für den Erkrankungsfall mitzunehmen. Welche Produkte für welches Gebiet taugen, sollte man mit einem Arzt besprechen, weil aufgrund der geographisch unterschiedlichen Resistenzen des Erregers nicht jeder Wirkstoff überall hilft.

"Jesuitenpulver" Chinin

Das älteste Malariamittel ist übrigens seit dem 17. Jahrhundert im Einsatz: das aus der Chinarinde gewonnene Chinin. In Europa wurde es auch "Jesuitenpulver" genannt. Die Padres hatten es aus Peru nach Europa mitgebracht, wo es damals noch große Sumpfgebiete und folglich auch Malaria gab. Der Legende wurde der Name des Pulvers dem englischen Politiker Oliver Cromwell zum Verhängnis: Er verstarb am 3. September 1658 an einer heftigen Malaria-Attacke. Als eingefleischter Katholikenfeind soll er sich geweigert haben, ein Medikament zu schlucken, das nach den Jesuiten benannt war. (lack/MEDSTANDARD/26.06.2006)