Wien - Die Fußball-WM in Deutschland ging schon vor Abschluss der Achtelfinali als jene mit den meisten Ausschlüssen und Gelben Karten in die WM-Geschichte ein. Trauriger Höhepunkt der "Kartenspiele" war das Duell zwischen Portugal und Niederlande (1:0) am Sonntag, das mit vier Gelb-Roten und acht Gelben Karten für einen unrühmlichen WM-Rekord sorgte. Für Johann Hantschk, Vorsitzender der österreichischen Schiedsrichter-Kommission, ein Zeichen dafür, dass die "Null-Toleranz-Politik" der FIFA gnadenlos angewandt wird.

"Aus meiner Sicht gibt es bei dieser WM im Gegensatz zu früheren Endrunden einen klaren Überhang an Gelben Karten, woraus auch die vielen Gelb-Roten resultieren. Auf Grund der Weisungen, die wir von der FIFA bekommen haben, hatte Iwanow jedoch keine andere Möglichkeit, so zu entscheiden", meinte Hantschk zu den Farbenspielen des in Medien und sogar von FIFA-Boss Joseph Blatter kritisierten Russen. Sicher wirkten einige Entscheidungen überstreng, aber harte Fouls an der Mittellinie oder im ruhenden Spiel wären zu bestrafen.

Die Weisungen der FIFA verfolgen dabei ein klares Ziel: Das Toreschießen zu fördern. "Auch ich sehe ein, dass Fußball eine Kampfsportart ist. Aber das Spiel soll schnell gehalten werden, die zahlreichen taktischen Fouls im Mittelfeld, die vielen Nicklichkeiten unter den Spielern, das Zeitschinden und Ballwegschlagen - alles Karten, die zu Recht verteilt wurden."

Zusätzlich wäre auch der Druck, der auf den Schultern der Unparteiischen lastet, groß. "Allein die unglaubliche Anzahl an Kameras, die ein WM-Spiel verfolgen und jede Situation auflösen, bedeuten eine enorme Nervenanspannung vor und während dem Spiel", meinte Hantschk, welcher - bis auf den Engländer Graham Poll, der eine "wirklich schlechte Leistung" abgeliefert hätte - seinen Kollegen durch die Bank ein gutes Zeugnis ausstellte.

"Besonders das Teamwork innerhalb der eingespielten Schiedsrichter-Teams ist hervorragend, diese Entscheidung der FIFA war goldrichtig. Auch die im Vorfeld der WM oft kritisch betrachteten Referees aus den nicht-europäischen Staaten leisten wirklich hervorragende Arbeit."(APA)