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Brüssel - Brüssel ist im Kampf gegen den zunehmenden Drogenmissbrauch in der EU weitgehend machtlos. "Meine persönliche Meinung ist restriktiv, aber ich habe keine Macht", sagte EU-Justizkommissar Franco Frattini am Montag anlässlich des Internationalen Tages gegen Drogen vor Journalisten in Brüssel.

Der Drogenkonsum geht laut Frattini in Europa weiter nach oben. Pro Jahr sterben in der EU mehr als 8.000 Menschen, vor allem junge Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren an Überdosen. Rechnet man auch die indirekten Folgen des Drogenmissbrauchs mit, sind es drei Mal so viele, genaue Daten fehlen aber.

Millionenkonsum

Etwa zwölf Millionen Europäer konsumieren Cannabis, drei Millionen davon mehr oder weniger täglich. Die zweithäufigste Droge in der EU ist mittlerweile Ecstasy; in einigen Mitgliedstaaten verwenden bis zu acht Prozent der Jugendlichen die Designerdroge regelmäßig. Zwischen drei und 3,5 Millionen Europäer haben im vergangenen Jahr Kokain ausprobiert, 1,5 Millionen davon könnten als regelmäßige User eingestuft werden, so die EU-Kommission.

Frattini ist vor allem die Liberale Drogenpolitik ein Dorn im Auge, er müsse hier aber die nationale Gesetzgebung respektieren, weil die EU keine Kompetenz hat. Daher könne Brüssel eine Legalisierung des Cannabis-Anbaus, wie er in den Niederlanden kürzlich diskutiert wurde, nicht einfach verbieten. Der Drogentourismus sei aber ein Phänomen, "das bekämpft werden muss".

EU-Strategie

Die EU-Strategie sieht unter anderem praktische Polizei-Kooperation im Kampf gegen Drogenhandhandel vor sowie den Austausch von Erfahrungen in der Prävention und in der Therapie. Gesundheitskommissar Markos Kyprianou strich vor allem den Kampf gegen Drogen in den europäischen Gefängnissen hervor, wo die Mortalitätsrate deutlich höher als in der Bevölkerung generell sei.

EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner betonte, die EU habe 2005 mehr als 500 Millionen Euro für den Kampf gegen Drogenproduktion in Drittstaaten, vor allem in Afghanistan, Bolivien und Kolumbien ausgegeben. Die EU-Hilfe für die Umstellung von Schlafmohn oder Coca-Pflanzen auf Alternativen und den Kampf gegen Schmuggel der Drogen habe sich in den vergangenen drei Jahren fast verdoppelt. (APA)