Die Gewerkschaft weitete die Streiks aus. Bereits am zweiten Tag des Ausstands wurden am Dienstag wesentlich mehr Kliniken in die Arbeitsniederlegungen einbezogen als am ersten Tag. Nach Angaben des Marburger Bundes legten rund 8.900 Ärzte die Arbeit nieder. Betroffen waren demnach kommunale Krankenhäuser in 28 Städten Bayerns, Schleswig-Holsteins, Baden-Württembergs und Hessens. Streiks meldete die Ärztegewerkschaft unter anderem aus Augsburg, München, Nürnberg, Göppingen, Konstanz, Frankfurt-Höchst, Eckernförde und Kiel. Der Marburger Bund will mit dem Arbeitskampf höhere Einkommen und einen arztspezifischen Tarifvertrag für die rund 70.000 Mediziner an den Kliniken durchsetzen.
Provokatives Papier
Montgomery nannte das bis dato letzte Gesprächspapier der VKA eine Provokation, da es einen dem Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD) "inhaltsgleichen" Abschluss vorsehe. Der Marburger Bund lehnt den zwischen VKA und der Gewerkschaft ver.di im September 2005 vereinbarten TVöD strikt ab: Da der Vertrag alle Berufe im Öffentlichen Dienst erfasse, sei er für Klinikärzte mit langen Arbeitszeiten, Bereitschaftsdiensten und regelmäßigen Überstunden ungeeignet. Zudem würde gerade jungen Ärzten das Gehalt im TVöD massiv gekürzt. "Ebenso wie an den Unikliniken brauchen wir auch an den kommunalen Krankenhäusern einen eigenen arztspezifischen Tarifvertrag, der den Arztberuf wieder attraktiv macht", forderte Montgomery.
Foit mahnte, mögliche Tarifkompromisse würden "nicht auf der Straße" gefunden. Die Tarifparteien müssten sich wieder an den Verhandlungstisch setzen, "und ich hoffe, dass dies bald der Fall sein wird". "Von kommunaler Arbeitgeberseite sind wir jederzeit dazu bereit." Zugleich wies Foit Äußerungen Montgomerys zurück, der am Montag begonnene Streik in städtischen und Kreiskrankenhäusern sei die Antwort auf die Arroganz der Arbeitgeber. "Der Marburger Bund ist doch arrogant genug um zu sagen, wir beharren auf 30 Prozent", betonte der VKA-Verhandlungsführer. Die Ärztegewerkschaft sei nicht bereit gewesen, in der Verhandlungskommission von dieser Forderung abzurücken.
Harsche Kritik am Arbeitskampf