Masar-i-Scharif/Kandahar - Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Konvoi der deutschen Bundeswehr sind im Norden von Afghanistan zwei Einheimische ums Leben gekommen. Weitere acht Menschen wurden verletzt, als sich ein Selbstmordattentäter etwa 25 Meter von dem deutschen Konvoi entfernt mit seinem Fahrzeug in die Luft sprengte, wie die NATO und die örtliche Polizei in der Provinz Kundus am Dienstagnachmittag mitteilten.

Der stellvertretende Sprecher der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) im Norden Afghanistans, Andre Schanze, sagte, kein deutscher Soldat sei verletzt worden. Dem afghanischen Innenministerium zufolge waren unter den Verletzten vier Kinder.

Hauptmann Schanze sagte der Nachrichtenagentur AFP, das Geschütz eines Bundeswehrfahrzeugs vom Typ Dingo sei bei dem Anschlag beschädigt worden. Die deutschen Soldaten im Norden des Landes dürften "nur noch in geschützten Fahrzeugen fahren, und das hat sich hier auch bewährt". Aus wie vielen Wagen der Konvoi bestand, konnte der Sprecher zunächst nicht sagen, aber "mindestens zwei". Die deutschen Patrouillen hätten "die Auflage, dass kein Fahrzeug sich alleine bewegen darf".

Die Bundeswehr beteiligt sich an dem NATO-geführten Militäreinsatz in Afghanistan mit dem dazu gehörenden Versorgungsstützpunkt im usbekischen Termes mit etwa 2800 Soldaten. Die Soldaten sind in der Hauptstadt Kabul und in so genannten Regionalen Wiederaufbauteams (PRT) in Kunduz und Faisabad im Norden des Landes stationiert.

Britische Soldaten getötet

Bei Kämpfen im Süden von Afghanistan starben zwei britische Soldaten, wie die britische Armee mitteilte. Die beiden Soldaten seien im Sangin-Tal in der Provinz Helmand gefallen, sagte ein Militärsprecher. Ein weiterer Soldat sei verwundet worden. Binnen einer Woche kamen damit zehn Soldaten der US-geführten Koalition in Afghanistan ums Leben.

Bei Gefechten im Süden und Südosten Afghanistans sind mindestens 22 Kämpfer der radikal-islamischen Taliban getötet worden. In der südlichen Unruheprovinz Helmand seien bei Kämpfen mit afghanischen Soldaten und US-geführten Koalitionstruppen insgesamt 20 Rebellen ums Leben gekommen, meldete die Nachrichtenagentur Pajhwok unter Berufung auf Provinzregierung und Polizei. Bodentruppen seien aus der Luft unterstützt worden. In der südostafghanischen Provinz Ghasni wurden nach Polizeiangaben zwei Taliban-Kämpfer getötet.

Größte Offensive seit 2001

Derzeit läuft in Afghanistan die Operation "Mountain Thrust" ("Vorstoß in die Berge"), die größte Offensive der Koalitionstruppen und der afghanischen Armee seit dem Sturz der Taliban Ende 2001. Bei Kämpfen und Anschlägen sind in den vergangenen drei Monaten in Afghanistan mehr als 1100 Menschen ums Leben gekommen, die meisten von ihnen radikal-islamische Rebellen.

US-Außenministerin Condoleezza Rice kündigte bei ihrem Besuch im benachbarten Pakistan eine Visite am Mittwoch in Afghanistan an. Sie wolle in Kabul mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai zusammentreffen, sagte Rice. Außerdem wolle sie mit Kommandanten der US-geführten Koalition sprechen, die gegen die radikalislamischen Taliban kämpft. (APA/Reuters/dpa)