Do&Co-Aktionäre fetteten ihre magere Dividende mit Naturalleistungen nach der Hauptversammlung auf.

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Wien - Auf Do&Co-Chef und Mehrheitseigentümer Attila Dogudan und seinen Aufsichtsratschef Waldemar Jud ist Verlass: Hauptversammlungen (HV) dauern nie länger als eine Stunde, denn beide wissen, was die Kleinaktionäre wünschen: keine trockenen Geschäftszahlen über das eh schon lang vergangene Jahr 2005, sondern ein ausgiebiges Buffet. Schließlich ist die Dividende mit 50 Cent je Aktie sowieso schmal bemessen.

Die diesjährige HV war aber dennoch eine Sensation: Mit nur 43 Minuten war sie rekordverdächtig kurz. Um ja keine Zeit zu verlieren, wurde am Donnerstag pünktlich um 17 begonnen, um 17.29 Uhr gab es keine weiteren Fragen, Jud ließ über die Punkte eins bis sechs abstimmen, um dann um 17.43 Uhr die erlösenden Worte zu sprechen: "Ich darf jetzt das tun, was ich Ihnen zu Beginn angedroht habe, Sie zu einem Do&Co-Buffet zu bitten."Um 17.50 Uhr war der Saal schlagartig leer, und der Ansturm zur Essensausgabe auf zwei Ebenen im Do&Co-Restaurant Platinum im Uniqa-Tower setzte voll ein.

Je länger, desto mehr

Do&Co HVs sind aber nicht nur was ihre Dauer anbelangt etwas Besonderes. Je "länger" die HV dauert, desto mehr Aktionäre kommen. Waren es zu Beginn noch 243, so wurden am Ende gar 321 gezählt.

Dabei hatte Dogudan durchaus Erfreuliches zu berichten: In nur zwölf Minuten ließ er "das erfolgreichste Jahr in der Unternehmensgeschichte"Revue passieren. Event-Catering sei mittlerweile die erfolgreichste Division. Und im Sport gebe es keine internationale Großveranstaltung, "die wir nicht beliefern". Beim Zuschlag für die Restaurants und Bars im British Museum bekamen wir "die Ganslhaut". Schließlich sei es wirklich nicht üblich, dass ein österreichisches Unternehmen in London einen solchen Auftrag bekommt. Immerhin zählt das Museum bis zu 20.000 Besuchter täglich. Und in London "brauchen wir damit keine Adresse mehr, Do&Co British Museum kennt jeder Taxler", sagt Dogudan und erteilt das Wort den Aktionären.

Scharinger ante portas

Der Erste ist, wie könnte es anders sein, Berthold Berger aus Linz, mit zehn Aktien praktisch auf allen HVs präsent. Er machte die Erfahrung, dass der Erfolg von Do&Co bereits Nachahmer auf den Plan rief. Allen voran den mächtigen Raiffeisen-Boss aus Oberösterreich, Ludwig Scharinger. Dessen Catering-Betrieb "hat sich vier Leute von euch genommen, und sein Catering-Betrieb wurde schlagartig besser", berichtet Berger. Aber es wäre nicht Berger, würde er nicht noch etwas loswerden wollen: Der Streubesitz sei um sieben Prozent gesunken, weil eine Raiffeisen-Tochter Aktien erwarb. Das wird bestätigt. Die Raiffeisen-Gruppe in Ostösterreich hält mittlerweile 32,9 Prozent an Do&Co. Und wie hoch war der Forderungsausfall durch den Konkurs von Styrian Spirit, will Berger wissen. Dogudan: "Wir schreiben 153.000 Euro ab."

Weniger gnädig war Herbert Michael Ploner aus Bad Fischau, der sich mit exakt einer Aktie bei Do&Co einkaufte. Er will wissen, warum die Vorstandsbezüge stiegen, obwohl die Mitglieder von drei auf zwei reduziert wurden. Prompt kam von Aufsichtratschef Jud die Korrektur. Die Bezüge sanken, "wie im Geschäftsbericht zu entnehmen ist, von 505.000 auf 432.000 Euro". Wie viel hat der Umbau des Haas-Hauses samt Hotel gekostet, und wer hat das finanziert, fragt Ploner und ließ unterschwellig durchklingen, Raiffeisen könnte mitgeschnitten haben. Dazu Dogudan ganz cool: "Die Kosten von sieben Millionen Euro haben wir aus dem Cashflow finanziert, wir sind nach wie vor nicht fremdfinanziert."Und wie läuft der Demel? Unter den Vorbesitzern war der ja immer negativ. "Der Demel ist jetzt definitiv positiv", beruhigt der Do&Co-Chef.

Gegen 20 Uhr mussten die letzten Aktionäre den Uniqa-Tower verlassen. Doch anders als bei der ersten HV wurde das Essen vor Ort verzehrt. Vor acht Jahren, erinnert sich eine Do&Co-Mitarbeiterin, "konnten wir kein Geschirr mehr abservieren, weil die Leute die Teller voll beladen mit Essen waagrecht ins Sackerl schoben und mitnahmen." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1./2.7.2006)