Belgrad - Die Verhängung einer zweijährigen Haftstrafe
durch das Haager Kriegsverbrechertribunal im Prozess gegen den
muslimischen Militärkommandanten Naser Oric ist in Serbien mit
Empörung aufgenommen worden. "Zwei Jahre Haft erhält eine Person, die
im Supermarkt gestohlen hat", zitierten die Medien am Samstag in
Belgrad den serbischen Präsidenten Boris Tadic. "Es ist ganz und gar
skandalös, dass jemand, der Kriegsverbrechen begangen hat, eine so
geringe Strafe erhält".
Oric war wegen Kriegsverbrechen im Bürgerkrieg in
Bosnien-Herzegowina (1992-1995) angeklagt. Nach seiner Verurteilung
am Vortag wurde Oric auf freien Fuß gesetzt, da er bereits länger als
zwei Jahre in Untersuchungshaft gesessen war.
"Zweierlei Maß"
Für serbische und muslimische Angeklagte gelte im Tribunal
"zweierlei Maß", kritisierte Serbiens Justizminister Zoran
Staojkovic. Die Regierungspartei DSS von Ministerpräsident Vojislav
Kostunica sprach von "einem der schändlichsten Urteile überhaupt".
"Offensichtlich geht das Unrecht, das dem serbischen Volk aus Den
Haag angetan wird, immer weiter." "Mit diesem Urteil wird Oric nicht
bestraft, sondern für Kriegsverbrechen an Serben belohnt", empörte
sich auch der Präsident des Serbischen Republik (Republika Srpska) in
Bosnien-Herzegowina, Dragan Cavic. (APA/dpa)