Die Ermittlungen gegen Mancini, den Chef der Abteilung für militärische Gegenspionage beim Sismi, sind ein starkes Indiz dafür, dass europäische Dienste von den Praktiken der CIA in Europa mehr wussten, als sie zugeben. Im Mailänder Entführungsfall hatte die italienische Justiz bisher nur gegen US-Bürger ermittelt. Im Dezember waren Haftbefehle gegen 22 CIA-Agenten erlassen worden. Ein Prozess soll laut Staatsanwaltschaft im Juli beginnen.
Imam entführt
Der Imam der Mailänder Moschee, Osama Mustafa Hassan, alias Abu Omar, war 2003 am helllichten Tag in Mailand entführt und über US-Luftwaffenstützpunkte in Italien und Deutschland nach Ägypten gebracht worden. Dort wurde er Ermittlungen der italienischen Justiz zufolge gefoltert, freigelassen und wieder verhaftet. Ihm werden Verbindungen zum Terrornetz Al-Kaida (al-Qaeda) vorgeworfen.
"Mancini ist ein loyaler Staatsdiener, der stets korrekt gehandelt hat", behauptete der Rechtsanwalt des Geheimdienstagenten, Luigi Panella. Er zeigte sich überzeugt, dass sein Mandant bald enthaftet werde.
Journalisten bespitzelt
Der Sismi soll auch einige Journalisten der römischen Tageszeitung "La Repubblica" bespitzelt haben, die sich mit dem Fall des Imams beschäftigt hatte. Die Mailänder Staatsanwaltschaft ließ auch die Redaktion der rechten Tageszeitung "Libero" in Mailand durchsuchen.