Der Mann ist 1,90 Meter groß und wiegt 82 Kilo. Es ist die Statur des typischen belgischen Coureurs, die Gert Steegmans da mit sich herum trägt, wie gemacht für die Eintagesklassiker. Und er hat schnelle Beine. "Aber ich vertrage Einsätze die über mehrere Tage gehen auch ganz gut", meint der 25-Jährige. Das kann nicht schaden, denn nun bestreitet er die Tour im Aufgebot von Davitamon-Lotto. Es ist das Rennen bei dem er immer dabei sein wollte - obwohl er in den Bergen wird leiden müssen. Mit einem Ankommen in Paris darf nicht unbedingt gerechnet werden.

Steegmans hat eine besondere Rolle zu spielen, nämlich in den Flachetappen die Sprints für Robbie McEwen anzufahren. Ein Job für den er mit seiner Tempohärte ideale Voraussetzungen mitbringt. Bisher klappt das ausgezeichnet. Zwei Etappen hat der 34-jährige Routinier heuer bereits gewinnen können und präsentiert sich dabei als der klar Schnellste im Feld. Und es gibt Lob des Australiers für den Helfer: "Ich habe ein fantastisches Team. Der letzte Mann vor mir ist Gert. Der ist wie eine Lokomotive."

Steegmans ist seit 2003 Profi, begann bei Lotto-Domo und ist nun das zweite Jahr für die Nachfolge-Equipe unterwegs. In der U23-Klasse gewann er 2001 Het Volk und wurde ein Jahr darauf belgischer Meister. Die ersten Erfolge bei den Profis kamen 2005 mit einem Etappensieg bei der Picardie-Rundfahrt und einem Erfolg bei einem belgischen Eintagesrennen. So richtig aufmerksam auf den Dampfmacher aus Hasselt wurde eine breitere Öffentlichkeit aber erst im heurigen Frühjahr. Da zeigte Steegmans konstant starke Leistungen: er gewann zwei Etappen bei der Algarve-Rundfahrt und verpasste den Gesamtsieg nur knapp. Vielleicht noch höher einzuschätzen sind seine Auftritte bei der Belgien-Rundfahrt und den Viertagen von Dünkirchen, wo er die Topstars ordentlich zu ärgern wusste und bei Etappensiegen etwa Tom Boonen und Thor Hushovd im Sprint schlagen konnte.

"Ich surfe ein bisschen im Netz, schaue Sport, mag Musik und Film. Nichts besonderes, was alle anderen auch machen", meint die Lok über seine wenig exzentrischen Hobbies. Wäre er selbst Fan, würde er sich Radrennen am liebsten vor dem Fernseher anschauen: "Zu Cross-Bewerben würde ich am ehesten gehen, weil da die Fahrer öfter vorbeikommen. Aber dem Feld nachfolgen, um es dann einen Augenblick lang zu sehen - lieber nicht. Außerdem höre ich gerne den Geschichten der Kommentatoren zu."

Eine neues Kapitel in der Karriere von Steegmans wäre eine Finalisierung des kolportierten Wechsels zu Quickstep. Nachdem die Verlängerung seines Vertrages mit Davitamon bereits sicher schien, stockten die Verhandlungen plötzlich. Seither wird er von Quickstep-Manager Patrick Lefevere umgarnt, auch Illes Balears ist angeblich am Belgier interessiert. Sollte der Transfer zu Quickstep tatsächlich vollzogen werden, würde Steegmans mit Boonen, dem Rivalen aus Jugendtagen, ein beachtenswertes Hochgeschwindigkeits-Paar bilden. (rob)