Einen Höhepunkt erreichte die Debatte im Herbst 2005, als eine Wissenschaftergruppe unter Leitung der Verlegerin Catherine Meyer ein dickleibiges Schwarzbuch Psychoanalyse (Verlag Les Arènes) publizierte, in dem an Freud, seiner Methode und seinen Schülern kein gutes Haar gelassen wird (Buch-Untertitel: "Besser leben, besser denken und es sich besser gehen lassen ohne Freud"). Drei Dutzend Autoren, viele davon "abgesprungene" Psychoanalytiker, üben detailfreudig Kritik an Freud, der als Lügner, Manipulant und "Nulltheoretiker" bezeichnet wird.
Auch die Methode wird heftig attackiert. Die Patientin Annie Gruyer erzählt, dass sie sich bei ihrer Analyse wie durch ein endloses Therapielabyrinth getrieben fühlte, aus dem sie erst mit TCC einen Ausweg fand: "Die verhaltenstherapeutischen und kognitiven Methoden sind viel bescheidener und vor allem wirksamer." Die psychoanalytische Gilde reagierte mit Indignation und Empörung. Elisabeth Roudinesco, eine der Gralshüterinnen des Freudianismus in Frankreich, nannte das Schwarzbuch einen "in vulgärer Sprache" geschriebenen Reißer, mit dem "einer Disziplin und ihren Vertretern in einer Krisensituation absichtlich Schaden zugefügt werden soll". Roudinesco formulierte auch den zentralen gesellschaftspolitischen Vorwurf der Analytiker an die TCC-Vertreter, dass diese nämlich "Dressurakte" an ihren Patienten vornähmen, um sie zu angepassten Systemerhaltern zu machen - ein Vorwurf, der auch in einem Anfang März erschienenen Anti-Schwarzbuch Psychoanalyse wiederkehrt (Hg. Ja¸cques-Alain Miller, Seuil).