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Heizkörper in Serie: Durch den Vormarsch von Multimedia wird mit der Verdoppelung des Energiebedarfs für PCs daheim gerechnet.

Foto: APA/AP/Chitose Suzuki
Autos, Klimaanlagen, Heizungen sind im privaten Bereich die Bösewichte in Hinblick auf Energieverbrauch und damit Umweltbelastung. Aber mit dem Vormarsch digitaler Gerätschaften in allen Lebensbereichen wächst auch hier der Strombedarf gewaltig. Noch redet kaum jemand darüber.

Saubermann-Image

PCs, Handys, iPods und dutzende andere Gadgets des digitalen Alltags haben in Hinblick auf Energieverbrauch bisher ein relatives Saubermann-Image. Klar, dass all diese Geräte Strom brauchen und damit (bei den Kraftwerken) Emissionen erzeugen; aber als die richtigen Bösewichter im privaten Bereich gelten Autos, Heizungen und Klimaanlagen. "Es gibt bei Konsumenten, aber auch bei Unternehmen, noch kein Problembewusstsein über die Energieeffizienz digitaler Geräte", sagt Bernard Meric, Senior Vice President bei Hewlett Packard (HP) für External Affairs. "Bei Haushaltsgeräten sind Vergleiche zum Energieverbrauch ins Bewusstsein vorgedrungen, aber kein Konsument kauft IT nach Stromverbrauch ein."

Stromverbrauch steigt

Dabei stehe gerade im Privatbereich ein gewaltiger Schub beim Stromverbrauch bevor, sagt Meric: Durch den Einzug der Multimedia-Geräte in das Wohnzimmer wird in Großbritannien bis zum Jahr 2010 mit einer Verdoppelung des Stromverbrauchs für PCs und Co gerechnet. Ein kleines Beispiel zeigt, welches Sparpotenzial gutes Energiemanagement birgt. 12 "energiegemanagte" Bildschirme sparen soviel Energie ein, wie ein Auto jährlich verbraucht.

Kühlung

Ein Hauptproblem dabei ist der Stromverbrauch, der durch die Notwendigkeit zur Kühlung von Prozessoren entsteht. Für jedes Kilowatt, das für Rechenleistung nötig ist, wird ein weiteres Kilowatt zur Kühlung verbraucht. Bei großen Rechenzentren führt diese Gleichung bereits zu innovativen Ansätzen: In Schweden gibt es eine Serverfarm, die die von ihr erzeugte Wärme in ein kommunales Fernwärmenetz einspeist, berichtet Hans Wendschlag, Leiter der Umweltprogramme bei HP Schweden.

Entscheidungsfaktor

"Unternehmen rechnen in Gesamtkosten und nicht nur in Anschaffungskosten für Geräte", sagt Meric, damit sei es auch leichter, sparsamen Energieverbrauch zu einem Entscheidungsfaktor zu machen. Ein Beispiel dafür ist Googles Entscheidung, seine riesigen Serverfarmen von Intel auf stromsparendere AMD-Chips umzurüsten.

Hitzeverteilung

Wege, den Energieverbrauch zu reduzieren, gibt es viele; nicht nur durch die Konstruktion Strom sparender Chips. So könne man derzeit bei Servern rund ein Viertel der Kühlenergie durch "Smart Cooling"einsparen: Dabei werden Rechenaufgaben an weniger heiße Prozessoren geschickt, erklärt Wendland. Die nächste Generation dieses Systems soll bereits 50 Prozent Einsparung bringen.

"Es fehlt uns in Europa derzeit jedwede Art von Standardisierung", sagt Wendschlag, vergleichbar den Angaben zum Benzinverbrauch von Pkws. Derzeit gebe es nur eine freiwillige Art von Auszeichnung, der aus den USA kommende "Energy Star".

Öffentliche Hand

Wichtig wäre, dass solche Energievorgaben bei Ausschreibungen der öffentlichen Hand einfließen: "Diese Einkaufsmacht hat entscheidenden Einfluss auf die Branche", sagt Wendland. Warum HP an diesem Thema interessiert ist? Meric: "Das kommt ohnehin auf uns zu, darum wollen wir frühzeitig einen Wettbewerbsvorteil haben."(Helmut Spudich/DER STANDARD, Printausgabe vom 11.7.2006)