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Gegen zu lauten Torjubel der Nachbarn, besonders zu fortgeschrittener Stunde, kann man sich durchaus zur Wehr setzen (Bild: Frankfurter Wohnhaus während der vergangenen Fußball-WM; siehe dazu auch Artikel Erlaubt ist, was "üblich" ist).

Foto: Reuters/Kuzmanovic
Wien - Spielende Kinder und Partys werden in der heißen Jahreszeit für so manche Nachbarschaft zum Prüfstein. Im Sommer rückt die Umwelt näher heran und die Dichte der Stadt wird intensiver spürbar, erklärte Stadtpsychologin Cornelia Ehmayer der APA. Fenster werden geöffnet, es gibt intensivere Gerüche und mehr Lärm - man hört Kinder schreien und Eltern streiten. Wenn viele dieser Faktoren zusammenkommen, steigt der Stresspegel und es kommt zu Konflikten. Durch Hitze und schwüles Wetter steige außerdem das Aggressionspotenzial.

In Nachbarschaften, die funktionieren, wird es auf jeden Fall weniger Konflikte geben, ist die Psychologin überzeugt. Schwierigkeiten können dort auch leichter selbst gelöst werden. Ein schlechtes zwischenmenschliches Klima und Intoleranz hingegen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Eskalationen. "Freundliche Nachbarschaften werden auch im Sommer funktionieren, unfreundliche vielleicht nicht einmal im Winter."

Architektur fördert gute Nachbarschaft

Beziehungen können durch Architektur positiv beeinflusst werden. Bauten, die ein nachbarschaftliches "Grätzl" zulassen, fördern die Kommunikation, meinte die Expertin. Bei Schwierigkeiten wie Lärm- oder Geruchsbelästigungen sollte der erste Weg auf jeden Fall zum störenden Nachbarn und nicht zur Polizei führen. Dabei gilt: wenn möglich einen persönlichen Kontakt suchen und freundlich sowie mit Erklärungen auf das Problem aufmerksam machen.

Um den lieben Nachbarn durch Grillen oder Feiern nicht zu stören, sollte Folgendes beachtet werden: Für Partys biete sich vor allem der Samstag an, da die Nachbarn entweder selbst feiern oder wegen des arbeitsfreien Sonntags bei "Sperrstunden" toleranter sind, erklärte die Psychologin. Ein Aushang im Haus kann Probleme bei größeren Festen vorbeugen. Wenn sich ein Hausbewohner dennoch aufregt, nicht gleich zurückschimpfen, sondern sachlich informieren und den lärmgeplagten Nachbarn vielleicht sogar einladen.

Im Freien nur Zimmerlautstärke

Man darf außerdem nicht vergessen, dass Musikgeschmäcker sehr verschieden sind, warnt Ehmayer. CD-Player oder Radio sollten daher auch im Freien nur auf "Zimmerlautstärke" betrieben werden. Vor allem enge, geschlossene Höfe transportieren Lärm verstärkt in den oberen Hausbereich.

Für nacktes Sonnenbaden sollte man auf jeden Fall abgeschirmte Plätze wählen, sagte die Psychologin. Grundsätzlich darf nicht vergessen werden, dass es in der Stadt kaum Möglichkeiten gibt, ungesehen zu bleiben. Auch sexuelle Vergnügungen im Freien sind - wenn nicht sichtbar - zumindest weithin hörbar. (APA)