Totschnig, der 362 Tage zuvor in Ax-Trois Domaines einen für Österreich historischen Erfolg gefeiert hatte, musste im Schlussanstieg den Strapazen Tribut zollen und verlor so wie Jose Azevedo (POR) und Gilberto Simoni (ITA) elf Kilometer vor dem Ziel den Anschluss. Danach fuhr der Gesamt-Siebente von 2004 sein eigenes Tempo ins Ziel, der Rückstand war aber doch größer als erhofft. Die Top 5 in Paris sind weiter möglich, doch es könnte auch sein, dass der 35-Jährige in seiner vielleicht letzten Tour nun neuerlich auf einen Etappensieg losgeht.
Totschnig: "Nicht mein bester Tag"
Ganz zufrieden war Totschnig jedenfalls nicht. "Ich habe gedacht, dass ich mit den Besten mithalten kann, aber es war nicht mein bester Tag", erklärte der Zillertaler. Er habe schon im vorletzten Anstieg gespürt, dass er nicht mit den Besten mithalten würde. "Es war gut, aber gut genügt halt nicht", bilanzierte Totschnig.
Mentschows Rabobank-Teamkollegen Mickael Rasmussen (DEN) und Michael Boogerd (NED) hatten für ihren Kapitän das Finale mustergültig vorbereitet. Ihrer Tempoverschärfung auf den letzten 13 Kilometern ins 1.860 m hoch gelegene Ziel fielen bis auf Landis, Gerolsteiner-Profi Levi Leipheimer (USA), dem Tages-Zweiten, Cadel Evans (AUS/4.), Carlos Sastre (ESP/5./jeweils +0:17) und Andreas Klöden (GER/9.) alle weiteren Mitglieder der 20-köpfigen Spitzengruppe zum Opfer. Als Mentschow acht Kilometer vor dem Ziel nach insgesamt mehr als 60 Kilometer Anstieg selbst angriff, fiel auch Mitfavorit Klöden zurück und büßte 1:31 Minuten ein.
Mentschow: "Landis ist sehr stark"
Auch im Finish hatte Mentschow die schnellsten Beine und feierte seinen ersten Tour-Etappensieg. "Aber es ich noch zu früh, von der Favoritenrolle zu sprechen, Landis ist sehr stark", sagte der 28-Jährige. Der Vuelta-Gewinner von 2005 verhinderte um wenige Dezimeter die Wiederholung des vorjährigen Etappensiegs von Totschnig für Gerolsteiner durch dessen Kollegen Leipheimer. Der Kalifornier hatte aber auf den vergangenen Etappen bereits viel Zeit verloren und liegt als 13. 5:39 Minuten hinter Landis. Der bisherige Spitzenreiter Cyril Dessel (Frankreich) büßte als 18. 4:45 Minuten ein und verlor das Gelbe Trikot um 8 Sekunden.
Die ersten Herausforderer von Landis auf den drei Alpenetappen von Dienstag bis Donnerstag nächster Woche sind neben Mentschow (+1:01) noch Evans (1:17), Sastre (1:52) und Klöden (2:29). Phonak-Profi Landis, früher Helfer von Armstrong, bestreitet seine vielleicht letzte Tour. Er bekommt im August ein künstliches Hüftgelenk. "Jetzt beeinträchtigt mich die Hüfte im Rennen nicht, aber wer weiß, ob ich danach stark zurückkomme. Ich werde es jedenfalls versuchen", sagte der 30-jährige Vorjahrs-Neunte.
Auf den ersten vier schwierigen Steigungen des Tages hatte zunächst ein Spitzenquartett das Rennen bestimmt, aus dem David de la Fuente und Totschnig-Kollege Fabian Wegmann um das Bergtrikot kämpfen. Der Spanier (1. auf Col du Tourmalet, Col de Peyresourde und Col du Portillon) übernahm die Führung in der Spezialwertung vor dem Deutschen (1. Col d'Aspin), er wurde als letzter Ausreißer gemeinsam mit Damiano Cunego (ITA) und David Arroyo (ESP), die aufgeschlossen hatten, 25 km vor dem Ziel eingeholt. Im Anstieg zum Col de Portillon an der Grenze zu Spanien übernahm das Team T-Mobile das Kommando, die Gruppe schmolz auf 20 Mann, doch im Finish hatte Klöden keinen Helfer mehr.
Discovery Channel enttäuschend
Die Negativ-Überraschung lieferte das Ex-Team von Lance Armstrong. George Hincapie, Jose Luis Rubiera, Jaroslaw Popowitsch und Paolo Savoldelli, die im Vorjahr für ihren Chef auf den Bergetappen mit höllischem Tempo in den letzten Pass gefahren waren, vermochten das Tempo spätestens auf dem vorletzten Anstieg nicht mehr zu halten - Discovery Channel fehlt in den Top Ten, Teamchef Johan Bruyneel hat Erklärungsbedarf. (APA)
Ergebnisse und Wertungen der 93. Tour de France vom Donnerstag - 11. Etappe:
(Tarbes - Val d'Aran/Pla-de-Beret, 206,5 km):