Foto: Wiener Wasserwerke

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Schwellenwerte

Nitrat: 45 Milligrammm pro Liter
Atrazin:0,1 Mikrogramm pro Liter

Grenzwert Blei
25 Mikrogramm pro Liter
(bis 2013 – Änderung auf 10 Mikrogramm)

Foto: APA/ZB/ Jochen Eckel
In Österreich ist der Wassergütebericht das umfassendste Dokument, um herauszufinden wie es um unser Wasser bestellt ist. Zuletzt wurden 2004 die Grundwasserwerte gemessen. Insgesamt gibt es dafür bundesweit 1997 Messstellen. Die Gute Nachricht: Von den rund 100 chemischen Untersuchungsparametern sind die meisten deutlich unter den vorgegebenen Schwellenwerten. Die weniger gute Nachricht: Bei Nitraten, Pestiziden und Blei trifft das nicht immer zu.

Nitratwerte

Nitrate kommen über die Düngung ins Grundwasser und stehen im Verdacht krebserregend zu wirken. Erhöhte Nitratwerte gibt es überall dort, wo intensiv Landwirtschaft betrieben wird. In der Zusammenfassung des Wassergüteberichts 2004 wird ein leichter Anstieg der Nitratbelastung vor allem in Grundwassergebieten Niederöstereichs und Oberösterreichs beobachtet. Den Grenzwert der Trinkwasserverordung überschreiten hier 10,5 Prozent der gemessenen Nitratwerte.

Über die Hälfte nicht trinkwasserfähig

Umweltorganisationen setzen den "Rotstift" allerdings schon weiter unten an: "33 Prozent der Grundwassergebiete sind sogenannte Maßnahmengebiete. 29 weitere Prozent werden als Beobachtungsgebiete eingestuft. Somit ist über die Hälfte des Wassers auf Grund von Nitraten zu einem erheblichen Teil nicht trinkwasserfähig", sagt der Chemiker und Pestizidexperte Helmut Burtscher von Global 2000.

Statistik - eine Auslegungssache

Wer sich ernsthaft mit der Nitrat und Pestizidbelastung im Trinkwasser auseinandersetzen will muss unbedingt auf das "Kleingedruckte" achten. Das rät zumindest Burtscher von Global 2000. Denn während das Landwirtschaftsministerium den Pestizidverkauf als rückläufig darstellt (von 2003 – 2004 um 2,5 Prozent), ist bei ihm die Interpretation eine gänzlich andere. Der Grund: Es werde der Schwefel aus der biologischen Landwirtschaft in die Statistik der Beamten mit einbezogen.

Herbizid, Fungizid und Insektizidverkauf steigt

"Ohne Schwefel ist bei Herbiziden und Fungiziden eine Steigerung von 6,8 Prozent zu sehen. Bei Insektiziden sogar von 11,2 Prozent", meint der Chemiker, "das wird im Grünen Bericht 2005 als Rückgang publiziert."

Pestizid - Altlast: Atrazin

Das seit den Neunzigern in Österreich verbotene Pestizid Atrazin wird als sehr stabiles Pestizid noch viele Jahre in unserem Grundwasser vorhanden sein. Während 1992 österreichweit noch ungefähr jede dritte Grundwasserprobe über dem Grenzwert von 0,1 Milligram pro Liter lag, war 2002 die Situation schon etwas besser: "Nur" jede 15. Probe war Antrazin verseucht.

Laut Burtscher werden allerdings in Wien gar bei jeder vierten Probe überhöhte Atrazinwerte festgestellt. Zusätzlich glaube er, dass trotz des Verbotes noch ein Markt bestünde. "Es besteht der Verdacht, dass Atrazin noch immer verwendet wird. Ein Trinkwasserversorger aus der Steiermark hatte erst kürzlich mit plötzlich überhöhten Atrazinwerten zu kämpfen", sagt Burtscher.

Toxologisch Nitratwerte bedenklicher

"Toxologisch betrachtet sind die Nitratwerte bedenklicher", so der Chemiker von Global 2000, "zumal über den Grünen Parkt des Landwirtschaftsministeriums zur Zeit zusätzlich die stickstoffeintragintensivere Landwirtschaft mit EU Geldern gefördert wird." Als Endverbraucher könne man nur durch den Kauf von Produkten aus der Biologischen Landwirtschaft "grundwasserschützend" gegensteuern. Laut Grundwasserschwellenwertverordnung liegt der Schwellenwert in Österreich bei der Nitratbelastung bei 45 Milligramm pro Liter

Problemgebiete

Hauptverantwortlicher für die gute Wasserversorgung in einem österreichischen "Problemgebiet", dem Marchfeld, ist der technische Geschäftsführer Franz Dienhobel. Ihm muss die Grätsche gelingen sauberes Trinkwasser zu Verfügung zu stellen, obwohl die Ursache der intensiven Düngung durch die Landwirtschaft nicht einfach behoben werden kann. Deshalb wird mittelfristig auf biologische Nitrat Entfernungsanlagen gesetzt. Und auf eine Wasserdurchmischung durch Verbindungsleitungen zwischen den Brunnen. "Das ist die zweite Schiene, um nitratreiches mit nitratarmen Wasser zu mischen", erklärt Dienhobel.

Überdüngung

Als Erfolg im Gespräch mit der Landwirtschaft wertet der niederösterreichische Wasserwächter, dass "mittlerweile verstanden wird, dass eine dauerhafte Überdüngung nichts bringt." Wenn nicht mehr überdüngt werde, so der Experte, würde sich das langfristig - also in 30 Jahren auf das Grundwasser auswirken. In der Stadt ist hingegen die Einsicht der Hauseigentümer von Altbauten gefragt.

Bleibelastung im städtischen Bereich

Weniger komplex sind die erhöhten Bleiwerte im Trinkwasser. Diese entstehen durch alte Rohrleitungen und Zuleitungen, die vor allem bei Altbauten vorhanden sind. "Wer im Altbau lebt, kann eigentlich nur durch einen Wassertest erfahren, ob eine Bleibelastung besteht", so Andreas Baur von Global 2000. Eine "Kennzeichnungspflicht" der Häuser mit bleileitungen würde sich die Umweltorganisation als konsumentenfreundliche Maßnahme wünschen.

Wasser laufen lassen

Sein Tipp: Vorsorglich vor dem Trinken das Wasser immer laufen lassen. "Steht das Wasser über Nacht in einer alten Leitung, genügt es, dass die Blei- Grenzwerte massiv überschritten werden können." Deshalb bei selbst durchgeführten Wassertests am besten, das erste Wasser in der Früh zu verwenden. Im Jahr 2002 hat Global 2000 eine Bleitestaktion durchgeführt. Das nicht repräsentative Ergebnis: Von 8450 Proben war ein Drittel über dem von der WHO vorgegebenen Grenzwert von mehr als 10 Mikrogramm pro Liter. In Österreich gelten in der Übergangsphase derzeit noch 25 Mikrogramm pro Liter.

Vorbild Wiener Wasserwerke

Die Wiener Wasserwerke haben das Problem erkannt und werden in den nächsten Jahren alle Bleizuleitungen erneuern. Für Hausbesitzer gibt es leider keine Anreize zur großen Leitungssanierung. Weder gesetzliche Regelungen, noch gesundheitsbezogene Förderungen machen einen raschen Austausch schmackhaft.

Der Hausbrunnen

Am wenigsten gesichert ist die Trinkwasserqualität im eigenen Hausbrunnen, da keine öffentliche Institution das Wasser im Auge behält. Hier sehen die Experten vor allem die bakteriologische Belastung als Problematik. Oft wird die Einfassung nicht regelmäßig gewartet. Zusätzlich kann bei Überschwemmungen leicht Oberflächenwasser eindringen und zu Verunreinigungen führen.(nia)