Victoria Beckham

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Paris - In Zeiten, in denen Designer-Handtaschen und Markenkleidung quasi an jeder Straßenecke zu sehen sind, haben betuchte Frauen mit Modebewusstsein ein neues Accessoire entdeckt: Haarverlängerungen mit echtem menschlichen Haar sind der letzte Schrei.

Angeführt von prominenten Fackelträgerinnen wie Ex-Spice-Girl und Fußballerfrau Victoria Beckham oder Millionenerbin Paris Hilton sind mehr und mehr Frauen bereit, rund 1.000 Euro auszugeben, um sich fremde Haare an den Kopf kleben zu lassen. Neue Techniken und volle Geldbörsen haben zu einem echten Boom bei der Haarverlängerung geführt: Balmain Paris, eine der führenden Firmen, die Menschenhaar verkauft, hat ihren Umsatz innerhalb von zwei Jahren verdreifacht.

Vom Kurzhaarschnitt zur Mähne

"Die Kundin kann bei uns innerhalb weniger Stunden eine Haarlänge bekommen, die normalerweise Jahre dauern würde", erklärt der Pariser Friseur Eric Roman, der seine Erfahrung auch bei Modenschauen zum Einsatz bringt. Viele Frauen hätten die US-Schauspielerin Sharon Stone gesehen, die für ihre Rolle in "Basic Instinct 2" im Handumdrehen vom Kurzhaarschnitt zur blonden Mähne wechselte, berichtet der Star-Figaro. "Und dann sagen sie sich, dass sie das auch wollen - und zwar auch, ohne monatelang warten zu müssen."

Rapunzellook kostet zwischen 500 und 1000 Euro

Zwischen 500 und 1.000 Euro muss die Dame für den Traum von der Walle-Mähne hinlegen - eine Summe, die offenbar für viele völlig im Bereich des Möglichen liegt. Die Technik der Haarverlängerung ist in den vergangenen Jahren radikal verbessert worden: "Früher war das sehr grob und sah leicht billig aus. Heute sind wir so fortgeschritten, dass es völlig natürlich wirkt. Frauen können jetzt mit ihren Haaren experimentieren wie mit Accessoires oder mit Kleidern", freut sich Roman.

Prozedur und Pflege sind unkompliziert

Obendrein gilt nicht einmal mehr das alte Sprichwort "Wer schön sein will, muss leiden": Die Prozedur ist völlig schmerzfrei, die menschlichen Haare werden an das eigene Haar der Kundin angeklebt, und zwar sehr nah an der Wurzel.

Auch die Pflege scheint unproblematisch. Eine Kundin berichtet, sie habe sich "am Anfang noch etwas komisch gefühlt, weil ich dachte, ich könnte die Klebestellen fühlen". Aber dann habe sie einfach ganz normal gewaschen und gebürstet wie sonst auch: "Heute macht es mir richtig Spaß."

Rohstoff: Rituelles Tempelhaar

Ein Großteil der in Europa und den USA verwendeten Haare kommt aus Indien und heißt "indisches Tempelhaar": Im Hinduismus gibt es eine religiöse Tradition, nach der Frauen sich im Tempel ihr Haar abschneiden. Dieses wird dann gewaschen und bearbeitet und Gewinn bringend exportiert. Im Westen ist es beliebt, weil es dem hier verbreiteten Haar in Dicke und Textur sehr ähnelt.

Das Ankleben fremder Haare ist nicht nur für junge Modepuppen gedacht. "Auch ältere Damen, deren Haar dünner wird, kommen zu mir, um ihre Haare mit mehr Volumen aufzupeppen", erzählt die Pariser Hairstylistin Frederique Traucou. (AFP, Natacha Butler)