Seit Beginn der israelischen Offensive wurden mehr als 60 Zivilisten im Libanon getötet. Der libanesische Premier machte nach Angaben von Regierungsvertretern in dem Gespräch mit Bush auch deutlich, dass der Hisbollah-Angriff, der die israelische Militäraktion provozierte, nicht von der libanesischen Regierung gebilligt worden sei, in welcher die Schiiten-Organisation seit 2005 vertreten ist.
US-Außenministerin Condoleezza Rice hatte ihrerseits erklärt, Israel sollte sich bei seinem Einsatz im Libanon um das Schicksal der Zivilisten sorgen und die zivile Infrastruktur verschonen. Die israelische Offensive sollte nicht die "junge demokratische Regierung" in Beirut ins Wanken bringen, sagte Rice. Am Donnerstag hatte die libanesische Regierung den Botschafter in Washington, Farid Abboud, nach Beirut zurückgerufen.
US-Veto im UNO-Sicherheitsrat
Im UNO-Sicherheitsrat hatten die USA ihr Veto gegen eine Israel-kritische Resolution zur Lage im Gaza-Streifen eingelegt. Bei der Abstimmung am Donnerstag in New York votierten zehn der 15 Ratsmitglieder für den von Katar eingebrachten Text, in dem Israel unter anderem zum unverzüglichen Abzug aus dem Gaza-Streifen aufgefordert wird. Großbritannien als eines der fünf Ständigen Mitglieder enthielt sich der Stimme. Auch Peru, Dänemark und die Slowakei enthielten sich.
Libanesischer Mehrheitsführer Hariri: Mubarak soll Israel stoppen
Der libanesische Mehrheitsführer Saad Hariri ist am Freitag in Alexandrien mit dem ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak zusammengetroffen. Hariri, der nach Beginn der israelischen Offensive eine China-Reise unterbrochen hatte, erklärte, er sei gekommen, einen "weisen Mann" zu bitten, die "israelische Gefahr zu stoppen". Die "Aggression" müsse rasch und mit allen Mitteln einem Ende zugeführt worden. Anschließend begab sich Hariri zu Gesprächen mit Jordaniens König Abdullah II. nach Akaba.
Der Sohn des 2005 ermordeten Ex-Ministerpräsidenten Rafik Hariri hatte mit seiner anti-syrischen multikonfessionellen "Bewegung der Zukunft" die vorjährigen Parlamentswahlen gewonnen. Er weigerte sich jedoch, das Amt des Ministerpräsidenten zu übernehmen, solange der pro-syrische Staatspräsident Emile Lahoud im Amt ist. An Hariris Stelle trat sein politischer Gefolgsmann Siniora an die Spitze einer Regierung der "Nationalen Verständigung" unter Einschluss der radikalen schiitischen Hisbollah.
Hisbollah werde sich verantworten müssen
Hariris Verbündeter Walid Joumblatt, Drusenführer und Chef der Sozialistischen Fortschrittspartei (PSP), erklärte unterdessen in Interviews, die Hisbollah werde sich wegen der von ihr heraufbeschworenen Eskalation "vor dem libanesischen Volk verantworten" müssen. Die Hisbollah spiele "ein sehr gefährliches Spiel". Gleichzeitig beschuldigte Joumblatt das Nachbarland Syrien, wieder "seine Hand nach dem Libanon ausstrecken" zu wollen.
Staatspräsident Lahoud: "Rache" für "Niederlage" im Mai 2000
Staatspräsident Lahoud sieht in der israelischen Offensive eine "Rache" für die "Niederlage", die Israel im Mai 2000 zugefügt worden sei. In einer Erklärung bezog sich Lahoud auf den vom seinerzeitigen israelischen Premier Ehud Barak angeordneten Truppenrückzug nach 22-jähriger israelischer Präsenz im Südlibanon. "Die Massaker an der Zivilbevölkerung machen deutlich, dass sich Israel damit für die Niederlage rächt, die es vor sechs Jahren hinnehmen musste", hieß es in der Erklärung Lahouds.