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Die Erfindung des Speiseeis wird oft "den alten Chinesen" zugedacht.

Foto: APA/dpa/Alexander Rüsche
Wien - Wer jetzt wirklich das Speiseeis erfunden hat, wird wohl kaum mehr schlüssig zu klären sein. Oft wird die Großtat "den alten Chinesen" zugedacht. "Belegt ist jedoch nur, dass in China vor rund 3.000 Jahren bereits Eiskeller zu Kühlzwecken angelegt wurden", erklärte die Volkskundlerin Ingrid Friedl, die für ihre Doktorarbeit an der Universität Graz die Kulturgeschichte des Speiseeises erforschte.

Belege gibt es auch für die Verwendung von Eis im alten Ägypten für ca. 2.500 vor Christus aber auch hier dürfte der Zweck wohl auch eher Kühlung und Konservierung von Nahrung gewesen sein, so Friedl. In Europa begann die Eiszeit vermutlich um das fünfte vorchristliche Jahrhundert, Hippokrates setzte Eis bereits zu medizinischen Zwecken ein.

Kaiser Nero

"Das erste Gefrorene als Genussmittel war höchstwahrscheinlich gestampftes Eis oder Schnee, vermischt mit Früchten und Gewürzen", sagte die Forscherin. Kaiser Nero soll sich im ersten nachchristlichen Jahrhundert über Stafettenläufer aus den Bergen mit derart kalten Genüssen versorgt haben. Nach dem Niedergang des römischen Reiches wurde es in Europa eher wieder still um das Gefrorene als Nahrungsmittel.

Sultane in Kairo

So richtig süß wurde es dann so um das achte Jahrhundert, als Araber auf die Idee kamen, dem Eis-Frucht-Gemisch Zucker hinzuzufügen. Sultane in Kairo haben sich an solchen Genüssen erfreut, sie nannten das Ganze Scherbet, was heute noch im Begriff Sorbet weiterlebt. Etwa zur gleichen Zeit gelangte dann die kalte Süßspeise nach Europa und zwar über Sizilien.

Der erste Eissalon

Es dauerte aber bis zum 15. Jahrhundert, bis die Sache so richtig ins Rollen kam. Als Catarina de Medici den französischen König ehelichte, brachte sie in ihrem Gefolge eigene Eismacher und Konditoren mit. Ein Sizilianer namens Procopio war es dann, der um 1660 in Paris den vermutlich ersten Eissalon eröffnete. Er fügte erstmals die heute noch gängigen Grundzutaten für ein cremiges Eis bei - Eidotter, Schlagobers, Milch und Zucker.

Wien

In den folgenden Jahrhunderten eroberte die kühle Köstlichkeit dann das restliche Europa im großen Stil. Als einer der ältesten Eissalons Wiens, wenn nicht als ältester, gilt jener der Familie Molin-Pradel am Schwedenplatz. Er existiert vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute, mittlerweile steht die fünfte Generation an der Eismaschine.

Kuriositäten

Neben reinen Fakten kann die Wissenschafterin auch mit zahlreichen Kuriositäten aufwarten. So ist in einem Lehrbuch für Zuckerbäcker von 1871 ausdrücklich vermerkt, dass man bei der Eisherstellung "nicht ausspucken" darf, der Konditor keine Hautausschläge haben sollte und dass man das Kosten mit den Fingern unterlassen sollte. Heute herrschen schon vom Gesetz her strenge Vorschriften für die Eiserzeuger.

Wichtigkeit der Kühlkette

Ganz wichtig ist dabei die Einhaltung der Kühlkette. Steigt die Temperatur über vier Grad, wird es bedenklich. Wissenschafter haben errechnet, dass sich aus einem Keim bei über vier Grad innerhalb von 17 Stunden 17 Milliarden Keime entwickeln können.

Auch wenn die Eisrezepte von den Herstellern meist streng gehütet werden, lassen sich doch europaweite Trends erkennen. So fügen die Konditoren im Süden meist mehr Zucker und weniger Fett in die kalte Köstlichkeit. In Italien enthält Eis durchschnittlich 22 Prozent Zucker, in Großbritannien dagegen nur 14 Prozent. Österreich liegt dazwischen, sagte die Forscherin.

Weltmeister im Eisessen sind mit Abstand die US-Amerikaner mit 24 Liter pro Kopf und Jahr. In Europa führen die Finnen mit 13,2 Liter. Die Italiener essen durchschnittlich 8,3 Liter und Österreich 6,2. Schlusslicht beim Eisschlecken in Europa ist Portugal mit 3,7 Liter. (APA)