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Regierungstruppen fahren im Sommer 1936 von Madrid aus den rebellierenden Miliärs entgegen.

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Als General Francisco Franco vor seinem Abflug aus Las Palmas am 17. Juli vom verfrühten Ausbruch der Rebellion in Melilla, an die sich alle Garnisonen in Spanisch-Marokko anschlossen, erfuhr, richtete er ein Telegramm an alle Divisionskommandos in Spanien, sich "in diesem historischen Moment"dem Aufstand in "blindem Glauben an den Sieg"anzuschließen. Aber noch immer glaubte die Regierung der Republik an eine der seit mehr als einem Jahrhundert üblichen Offiziersrevolten; der bis zuletzt verfassungstreue Premier Casares Quiroga wollte sie mit legalen Mitteln auslöschen.

Er lehnte Hilfsangebote der anarchistischen und sozialistischen Gewerkschaften CNT und UGT, ihre Mitglieder zu bewaffnen, entschieden ab. Das erwies sich als fataler Fehler. Von den 14.000 Offizieren der spanischen Armee blieb nur eine verschwindende Minderheit ihrem Eid auf die Republik treu; etliche von ihnen waren die ersten Opfer des Aufstands, weil ihre "Kameraden"sie erschießen ließen. In der Nacht zum 19. Juli trat Casares zurück, seinem Eintags-Nachfolger Diego Martinez Barrio, dessen Friedensangebot General Mola ablehnte, folgte der Chemieprofessor José Giral.

Er öffnete die Arsenale für die Volksbewaffnung, eine Weisung, die in vielen Städten bereits zu spät kam. General Emilio Mola, einem der Häupter der Verschwörung, war es bereits gelungen, einen Großteil Nordwest-Spaniens unter seine Kontrolle zu bringen; nur die asturisch-baskische Küste blieb vorerst republikanisch. Im Süden brachte General Queipo de Llano Sevilla in seine Gewalt.

Das wichtigste Problem für Franco war zunächst, seine Afrika-Armee - die kampferprobte Fremdenlegion und die "regulares", marokkanische Stammeskrieger -, über das Meer zu bringen. Man zählte auf die vor der Küste kreuzende Flotte, aber deren Matrosen widersetzten sich den Befehlen ihrer Offiziere.

Die Putschisten organisierten daraufhin die erste Luftbrücke der Geschichte, zunächst mit spanischen und italienischen Maschinen, dann mit den Junkers 52, die Hitler lieferte. General Mola kontrollierte Teile Nordwestspaniens. Schon sollte der 1932 verhinderte Putschist Sanjurjo von Portugal nach Burgos fliegen, um dort als Staatschef installiert zu werden (aber er stürzte ab, weil die Koffer mit Paradeuniformen zu schwer waren - ein Rivale Francos war aus dem Spiel).

In Barcelona scheiterten die Putschisten am Widerstand der anarchistischen Arbeiter. Zwar hatte der Präsident des autonomen Katalonien, Luis Companys, deren Bewaffnung abgelehnt, aber die anarchistische CNT stürmte mehrere Waffenlager, und ihre Anhänger blieben unter großen Verlusten im Kampf gegen die Soldaten siegreich. Auch die Guardia civil (Polizei) stellte sich - eine große Ausnahme im Bürgerkrieg - an ihre Seite, und ein Teil der Soldaten richtete die Waffen gegen die eigenen Offiziere.

In Madrid verzögerten Unstimmigkeiten unter den Militärs den Aufstand der von der Montana-Kaserne den Ausgang nehmen sollte. Die Parteien und Gewerkschaften hatten begonnen, ihre Milizen aufzustellen, Anarchisten wurden aus den Gefängnissen entlassen. Als die Rebellen zum Abmarsch in die Innenstadt antraten, hatte sich vor der Kaserne eine riesige, wenn auch nur schlecht bewaffnete Menschenmenge versammelt. Sie wich auch in der Nacht zum 20. Juli nicht von der Stelle. Als sich am Morgen herausgestellt hatte, dass der angeforderte Entsatz nicht durchkam, wurde von der Kaserne die weiße Fahne gehisst - doch als die Belagerer vorrückten, wurden sie mit Maschinengewehrfeuer begrüßt. Das erfüllte die Menge mit Wut, und ohne auf Verluste zu achten, gelang es schließlich, das Kasernentor aufzubrechen. Es kam zu einem grauenhaften Massaker unter den Offizieren. Auch an anderen Stellen der Hauptstadt kam es zu Kämpfen, so, als Falangisten aus Fenstern in die Menge schossen, bis Angehörige der republikanischen Guardia de asalto (Sturmgarde) die Häuser gesäubert hatten. Andere Rebelleneinheiten konnten sich aus der Stadt nordwärts zurückziehen, verfolgt von den mehr vom Erfolg als von der unzureichenden Bewaffnung getriebenen Arbeitermilizen. ((DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18. 7. 6. 2006)