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Retterinnen des Weltklimas oder potenzielle Massenvernichtungs- waffen im Testeinsatz

Foto: AP/Minneapolis Star Tribune, Stormi Greener
Wien - Ganz neu ist die Sache nicht - schon seit Jahrzehnten bringen Gazetten, die sich auf UFOs, Elvis-Sichtungen, "Mottenmenschen" und dergleichen spezialisiert haben, auch gerne die Sensationsmeldung vom gesteuerten Massenhüpfen. Grundtenor: Eine Regierung - meist die chinesische, wohl aufgrund von Chinas Bevölkerungszahl - rufe ihre StaatsbürgerInnen dazu auf, an einem bestimmten Zeitpunkt gleichzeitig zu hüpfen, um durch den entstehenden Impuls die Erde in eine "günstigere" Umlaufbahn zu befördern.

Inzwischen gibt es allerdings tatsächlich einen solchen Aufruf, und zwar auf internationaler Ebene: Rund ein Zehntel der Weltbevölkerung sollte am Donnerstag beim World Jump Day gemeinsam in die Luft springen und den Planeten aus seiner jetzigen Umlaufbahn katapultieren. Auf der dazugehörigen Website beriefen sich die OrganisatorInnen auf eine angebliche wissenschaftliche Studie, derzufolge der Effekt ein "homogeneres Klima" wäre ... allerdings gibt es weder eine solche Studie noch den dazugehörigen Wissenschafter oder sein Institut; nur der Aufruf bleibt real.

Wissenschaftliche Betrachtung eines Scherzes

Somit handelt es sich um ein - immerhin originelles - Stück Spaß- und Eventkultur; bleibt die Frage, welchen Effekt ein solches Vorgehen eigentlich haben könnte: Als "lustigen Unsinn" bezeichnete der Wiener Physiker Peter Christian Aichelburg das Vorhaben der OrganisatorInnen und überschlug dessen Möglichkeiten zu Verwirklichung: "Selbst wenn alle gleichzeitig hochspringen, drücken sie die Erde zwar kurz weg - dann fallen Menschen und Erde aber wieder aufeinander zu", sagte Aichelburg. Der Planet bleibe somit auf Kurs.

Der Effekt des Simultan-Springens sei unmessbar klein. Laut Berechnungen des Wiener Wissenschafters habe die Gesamtmasse der Hüpfer lediglich ein Hundertbillionstel der Masse der Erde. "Das ist aussichtslos", sagte er. Soll solch ein Versuch gelingen, "müssten die Teilnehmer so hoch springen, dass sie ins Weltall entschwinden", erklärte der Physiker weiter.

Größere Kaliber nötig

Ob man mit dem gleichzeitigen Zünden von Atombomben auf einer Seite der Weltkugel die Umlaufbahn beeinflussen kann - das sei eine andere Sache, sagte der Wissenschafter. Haben alle Sprengkörper eine bestimmte Ausrichtung, könne man sich durch das Zünden eventuell einen Effekt erwarten, meinte er.

Organisatorisches

Wer sich den Spaß dennoch nicht verderben lassen und in Österreich "mithelfen" wollte, die Umlaufbahn der Erde zu beeinflussen, war am Donnerstag um 12.39 Uhr und 13 Sekunden hüpfbereit. Offizielle Start-Zeit für den Versuch war 11.39.13 GMT (Greenwich Mean Time).

Wie viele Menschen sich tatsächlich beteiligt haben, ist nachträglich nicht zu eruieren - wir dürften unseren Orbit allem Anschein nach jedoch nicht verlassen haben ... "Das Springen ist vorbei. Wir hoffen, Sie hatten eine gute Landung", stand am Freitag auf der Homepage der Organisatoren des "World Jump Day" zu lesen. (APA/red)