Ein Deutscher der "Legion Condor" übt mit Franco-Soldaten an einem Minenwerfer.

Foto: ONB Bildarchiv Austria
Nur wenige Tage nach Ausbruch der Rebellion lagen die "Grenzen"zwischen den zwei Spanien fürs Erste fest. Da weder die Republik den Aufstand im Keim hatte ersticken können, noch die Verschwörer einen schlagartigen Aufstand des Militärs zuwege brachten, zeigte sich rasch, dass beide Seiten zu schwach waren, um einen schnellen Sieg zu erreichen. Man brauchte Hilfe aus dem Ausland. Völkerrechtlich war die Ausgangslage dafür allerdings sehr unterschiedlich. Denn danach hätte eine legitime Regierung auch bei einer Rebellion sehr wohl den Anspruch, Waffen im Ausland zu kaufen; werden solche hingegen an Aufständische geliefert, so ist dies eine klare Einmischung.

Sponsor Mussolini

Die graue Theorie des Völkerrechts wurde jedoch in der realpolitischen Handhabung durch Italien und Deutschland von Anfang an in ihr Gegenteil verkehrt. Schon der verhinderte Putschist Sanjurjo, dessen Staatsstreichplan 1932 vereitelt worden war, hatte Kontakte zu Mussolini geknüpft, das Gleiche galt für die Carlisten, eine stockkonservative Bewegung, die auf die Forderung nach dem Thron für eine Nebenlinie der Bourbonen zurückging, nun aber vor allem den reaktionärsten Kreisen der damals noch sehr streitbaren katholischen Kirche verbunden war. Mussolini war sehr daran interessiert, im Mittelmeerraum, den er dominieren wollte, Faschistenfreunde zu unterstützen.

Ein deutscher Geschäftsmann stellte für Franco erste Kontakte zu Hitler her. Dessen Hauptinteresse war die Sicherung der asturischen Erzgruben, wenn möglich sogar in deutschem Eigentum, für seine Rüstung. Außerdem zeichnete sich eine günstige Gelegenheit ab, die noch junge deutsche Luftwaffe im Kampf zu erproben. Die Gefahr der Ausbreitung des Kommunismus gesellte sich als ideologischer Deckmantel hinzu. So erhielt Franco zunächst die für seinen Start wichtigste Unterstützung von Italien und Deutschland: die Transportflugzeuge (zum Teil schon mit Truppen), die die Kämpfer der Afrika-Armee von Spanisch-Marokko ins Mutterland transferierten.

Mussolini, schon stolzgeschwellt durch die eben erfolgte Eroberung Äthiopiens, schickte auch "freiwillige"Soldaten an die Rebellenfronten; mit der Zeit wurden es mehr als 60.000. Federführend für die Spanienhilfe war Außenminister Ciano. Den italienischen Kampfflugzeugen stellte Deutschlands Luftwaffenchef Göring die Bomber- und Jagdstaffeln der "Legion Condor"zur Seite. Auch der portugiesische Diktator Salazar ließ 20.000 Landsleute an der Seite Francos kämpfen, während zugleich die Grenzen Portugals für Flüchtlinge gesperrt wurden.

Die republikanische Regierung Giral, im Besitz der sechstgrößten Goldreserven der Welt, wollte Waffen in Frankreich kaufen. Dort war seit einigen Wochen die Volksfrontregierung Leon Blums im Amt, die dem Ansuchen sehr positiv gegenüberstand. Sofort aber kamen Bedenken aus London, das glaubte, durch "Appeasement"der faschistischen Regierungen den Frieden in Europa erhalten zu können. In London erfand man das Programm der "Nichteinmischung".

Ein entsprechender Pakt wurde von den Westmächten, Italien, Deutschland und Russland unterschrieben. Das zu einem Zeitpunkt, als Italiens und Deutschlands Hilfe schon längst angelaufen war.

Deal mit Stalin

Die Republik hatte nach einigem Zögern Stalins (der gerade mit der großen "Säuberung"seiner Partei von "Trotzkisten"beschäftigt war) Hilfe von außen bekommen. Zunächst beschloss die Komintern (die kommunistische Internationale), die spanische Republik durch Freiwillige zu unterstützen. Sie wurden meist über Paris nach Spanien geschleust und kämpften vor allem in den Internationalen Brigaden. Im Oktober 1936, nachdem die Republik den größten Teil ihres Goldschatzes als Pfand nach Odessa geliefert hatte, begann die russische Hilfe in Form von Waffen und von Fliegern und Panzerfarben - aber auch von Beratern und von Agenten des NKWD, die immer stärker die republikanische Innenpolitik beeinflussen sollten. (Manfred Scheuch/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.7.2006)