Salzburg - Die Salzburger Festspiele entdecken ihr soziales Herz: Diesen Sommer werden für das Festival - sonst mit dem Image einer Veranstaltung für die Reichen behaftet - auch Gratiskarten an arme beziehungsweise armutsgefährdete Bewohner Salzburgs vergeben. Die Sozialaktion im Mozartjahr ist Ergebnis eines Gesprächs zwischen Festspielvertretern und der Aktion "Hunger auf Kunst und Kultur"Mitte dieser Woche.

"Es sind schöne Karten, auf guten Plätzen", freut sich Brigitte Buchacher von der sozialpsychiatrischen Gesellschaft "Laube"im Standard-Gespräch. Buchacher koordiniert in Salzburg die Aktion "Hunger auf Kunst und Kultur". Im Zuge dieser Initiative werden von Sozialeinrichtungen wie etwa der Caritas Kulturpässe an Bedürftige ausgegeben. Diese berechtigen zum Gratisbesuch von Kulturveranstaltungen. Finanziert wird die Aktion durch Spenden wohlhabenderer Kunstgenießer. Wichtiges Prinzip: Es handelt sich um keine Restplatz-Börse. Der Kulturpass-Inhaber hat die gleichen Rechte wie jemand, der bezahlt.

Keine Almosen

Mit den Festspielen sei der Deal kurzfristig etwas anders, berichtet Buchauer. Derzeit habe man 35 der begehrten Probenkarten zur Verfügung. Restkarten für Veranstaltungen seien zugesagt. Die Vergabe erfolge über die Sozialvereine. Die kurzfristigst organisierte Ausgabe von Gratiskarten sei aber "keine Almosenaktion", betont Buchauer. Die Festspiele hätten angeboten, nach Ende des Sommertrubels weitere Gespräche über ihr Mitwirken an der Aktion zu führen.

Die nach Wiener Vorbild in Salzburg seit Jahresbeginn laufende Kartenausgabe wurde bisher ausschließlich von den freien Kulturstätten getragen. Mit den Festspielen ist nun das Flaggschiff der Salzburger Hochkultur im Boot. Buchauer hofft, dass sich nun auch andere Etablierte wie etwa das Landestheater an "Hunger auf Kunst und Kultur" beteiligen. (Thomas Neuhold /DER STANDARD, Printausgabe, 21.7.2006)