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Nach einem israelischen Luftschlag im Südlibanon.

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Israelische Panzer an der Grenze zum Libanon. Das Militär konzentriert seine Truppen.

Foto: Getty Images/Uriel Sinai
Beirut/Jerusalem - Die Hinweise auf eine bevorstehende breite Bodenoffensive Israels im Südlibanon haben sich am Freitag verdichtet. Israel hat am Freitag Soldaten und Panzer an der Grenze zum Libanon zusammengezogen. Die israelische Armee hat die Zivilbevölkerung aufgefordert, ihre Dörfer zu verlassen. Die Botschaft sei über lokale Medien und Kommunalvertreter verbreitet worden, bestätigte eine Armeesprecherin in Tel Aviv. Das gesamte Gebiet unterhalb des dreißig Kilometer nördlich der Grenze verlaufenden Flusses Litani solle geräumt werden.

Israel beruft 5000 Reservisten ein

Israel hat am Freitag zusätzlich 5000 Reservisten einberufen, berichtet die "Jerusalem Post" in ihrer Internetausgabe. Der für das Kommando Nord zuständige General Udi Adam erklärte, die Maßnahme diene der Entlastung der bereits in Nordisrael operierenden Soldaten. Um in die Bunker der Hisbollah im Libanon einzudringen, seien Bodentruppen nötig, die Luftwaffe könne diese Aufgabe nicht erfüllen, fügte er hinzu. Ministerpräsident Ehud Olmert wurde von der Tageszeitung "Maariv" mit den Worten zitiert, Israel werde seinen Krieg gegen die Hisbollah so lange fortsetzen, bis der Preis dafür zu hoch ist.

Die israelische Bevölkerung steht laut einer Umfrage nahezu geschlossen hinter der Militäroffensive. Nach der Erhebung, deren Ergebnis am Freitag von "Maariv" veröffentlicht wurde, befürworten 90 Prozent der Israelis, dass die Armee mit den Angriffen fortfährt, bis die Hisbollah-Miliz aus dem Süden des Libanon vertrieben ist. Nur acht Prozent sprachen sich für ein Ende der Angriffe und den Beginn von Verhandlungen aus.

Zweite Operationsphase: Einmarsch

Militärische Beobachter gingen allgemein davon aus, dass nach den massiven Zerstörungen sämtlicher Straßen und Brücken im Südlibanon eine zweite Operationsphase mit dem Einmarsch von israelischen Bodentruppen zum Aufreiben der Hisbollah-Miliz folgen soll. Der Kommandant der Landstreitkräfte, Generalmajor Benni Ganz, sagte laut "Maariv", die Luftangriffe alleine reichten nicht aus. "So sehr es uns schmerzt, Truppen zu verlieren, wir wollen, dass die Mission ein Erfolg wird. Wir werden überall sein und entscheiden uns dafür zu handeln", zitierte das Blatt den General.

Eine langfristige Präsenz im Nachbarland sei jedoch nicht geplant. Am Donnerstag hatte Verteidigungsminister Amir Peretz die Möglichkeit einer Bodenoffensive ins Gespräch gebracht. Geplant werde die Schaffung einer Art "Sicherheitszone" im Süden des Nachbarlandes. Israel hatte im Mai 2000 seine "Sicherheitszone" im Südlibanon geräumt.

Wieder Bomben auf Beirut

Die israelische Armee hat am zehnten Tag ihrer Libanon-Offensive Ziele in der Hauptstadt Beirut, in der östlichen Bekaa-Ebene sowie im Süden des Landes ins Visier genommen. Kampfjets bombardierten am Freitag unter anderem eine strategisch wichtige Autobahnbrücke zwischen Beirut und der syrischen Hauptstadt Damaskus. Berichte über Tote oder Verletzte lagen zunächst nicht vor. Im Süden des Libanon lieferten sich israelische Bodentruppen erneut Kämpfe mit der radikalen Schiitenmiliz Hisbollah. Israelische Medien berichteten unter Berufung auf Militärvertreter, dass eine größer angelegte Bodenoffensive möglicherweise kurz bevor stehe.

Hunderttausende Bewohner im Südlibanon wurden über den israelischen Militärrundfunk zur sofortigen Flucht aufgerufen. Israel werde "in Wort und Tat in den Dörfern des Südens" gegen die Hisbollah-Miliz und Raketenangriffe vorgehen, lautete die in arabischer Sprache ausgestrahlten Botschaft. "Deshalb müssen alle Einwohner Südlibanons südlich des (Flusses) Litani die Gebiete zur eigenen Sicherheit sofort verlassen."

Schwerer Schusswechsel im Süden

Bei einem Gefecht mit Kämpfern der schiitischen Hisbollah-Miliz im Südlibanon sind am Freitagmorgen vier israelischen Soldaten getötet worden. Das gaben die israelischen Streitkräfte bekannt. Die Soldaten hätten zu einer Einheit gehört, die jenseits der Grenze nach Hisbollah-Milizionären gesucht hätten. Sie seien in einen schweren Schusswechsel verwickelt worden, bei dem auch mehrere Soldaten verwundet worden seien. Auch die Hisbollah habe Verluste erlitten, hieß es.

Hisbollah feuert Raketen auf Haifa

Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah hat am Freitag ihre Angriffe auf Israel fortgesetzt und Raketen auf die Küstenstadt Haifa gefeuert. Dabei wurden nach Angaben von Sanitätern mindestens zehn Menschen verletzt. Ein Geschoß traf ein Wohngebäude. Kurz vor dem Einschlag der Raketen heulten Warnsirenen auf. Auch auf andere israelische Städte gingen wieder Raketen nieder.

Am Donnerstag waren etwa 50 Raketen auf Nordisrael abgefeuert worden. Zuvor waren täglich durchschnittlich etwa 110 Geschosse auf Ziele im Norden Israels niedergegangen. (APA/AP/Reuters/Red)