Wien - In Österreich herrsche noch immer das Motto "Schubhaft statt Bundesbetreuung", findet die Grüne Minderheitensprecherin Terezija Stoisits. Und das, obwohl die Schubhaft die teurere Variante sei. Außerdem könne das österreichische Modell der Bundesbetreuung für Flüchtlinge "als potenziell vorbildhaft" bezeichnet werden, wenn es "sinnvoll praktiziert" würde, sagte die Grünpolitikerin am Donnerstag. Ihre Forderung: Die Bundesbetreuung solle auf alle im Asylverfahren stehenden Flüchtlinge ausgedehnt werden - rund 9.000 Personen per Ende April. Derzeit betreue der Bund nur 3.000 Asylsuchende. Für den großen Rest müssten private und kirchliche Vereine einspringen. Kritik an "gelinderten Mitteln" Besonders heftige Kritik übte die Grüne Migrationssprecherin an den so genannten "gelinderen Mitteln", also der Flüchtlingsbetreuung in privaten Unterkünften. Für diese Menschen sei zwar die Fremdenpolizei zuständig. Wirklich verantwortlich fühle sich aber weder die Behörde noch der Quartiergeber. Dies habe auch der Fall eines fünfjährigen Kindes gezeigt, das Ende Mai in einer burgenländischen Pension gestorben war. Stoisits glaubt: "Wäre diese Familie nicht in gelinderes Mittel, sondern in Bundesbetreuung gekommen, dann hätte dieses Drama vielleicht verhindert werden können." Einheitliche europäische Richtlinie Die Grünen fordern generell eine einheitliche europäische Asylrichtlinie. Ein entsprechender Bericht der EU-Kommission stand am Donnerstag im europäischen Parlament zur Debatte. Stoisits ließ auch eine aktuelle Kritik des Anti-Folter-Komitees der UNO nicht unerwähnt. Demnach habe es Österreich eine Rüge erteilt. Der Grund: Österreich lieferte 1998 einen Report mit sechs Jahren Verspätung ab. (pm)