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Madrid 1936: eine Frau und ein Mädchen, deren Wohnung von Fliegerbomben zerstört wurde.

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Die Bombardierungen durch Kampfflugzeuge der Achsenmächte, die insbesondere die Milizen schwer trafen, bewirkten einen raschen Vormarsch der Aufständischen. Die Flucht der republikanischen Kämpfer aus der Extremadura hatte zur Folge, dass nun die gesamte Grenze zu Portugal von den Rebellen kontrolliert werden konnte, was die Waffenzufuhr erleichterte.

Nach dem Fall Toledos entschloss sich Franco zum Frontalangriff auf die Hauptstadt Madrid; war sie erst in seiner Hand, dann musste die Anerkennung durch das Ausland bald folgen. Allerdings war ihm offenbar bewusst, dass das Unternehmen seine Risiken haben könnte; darum ernannte er vorsichtshalber General Mola zum Oberkommandierenden, der bereits ankündigte, dass er demnächst auf der Gran Via seinen Kaffee trinken werde. Mola setzte seine Zuversicht auf die "Fünfte Kolonne"(er war der Erste, der dieses Wort in den Sprachgebrauch brachte). Von Journalisten befragt, was damit gemeint sei, meinte er, dies seien die getarnten Nationalen in der Stadt.

Francos Truppen rückten von Norden, Westen und Süden auf die Hauptstadt vor. In der Regierung verbreitete sich Unsicherheit, denn man wusste, dass die republiktreu gebliebenen Truppen in der Stadt keine gediegene Kampfausbildung besaßen. Dann aber stieg Hoffnung auf. Nach dem Rücktritt Girals Anfang September war der Sozialist Largo Caballero Premier geworden. Er nahm die KP und danach auch die Anarchisten in die Regierung. Seine Porträts blickten zusammen mit jenen Lenins von Plakatwänden, und er erließ einen flammenden Aufruf, in dem er mitteilte, dass nun mit russischen Panzern der tödliche Schlag gegen den Feind geführt werden würde.

Als die deutschen Bomber im November Stadtviertel von Madrid mit Brandbomben belegten, flüchtete Staatspräsident Azanas nach Barcelona. In Madrid waren sich die Menschen bewusst, worum es nun ging. Der Ruf der Kommunistin Dolores Ibarurri, genannt "La Pasionaria", hallte aus den Kehlen der kampfbereiten Männer und Frauen der Linken tausendfach wider: "no pasarán!"(Sie werden nicht durchkommen).

Francos Hauptangriff wurde durch Artilleriebeschuss vorbereitet, als am 30. Oktober 13 sowjetische T-36-Panzer unter dem Kommando des russischen Hauptmanns Pawel Armans feindliche Infanterie und Kavallerie angriffen. Da die folgende Miliz mit den Tanks nicht Schritt halten konnte, blieb nur die Ermutigung: die Russen greifen ein!

Am 7. November begann die eigentliche Schlacht von Madrid. Am Tag zuvor hatte sich die Regierung gegen den Willen der anarchistischen Minister nach Valencia begeben und für die Hauptstadt eine Junta eingesetzt. Es war die Masse der Bevölkerung, die dem Ruf der Pasionaria folgte und ihre Stadt nicht "den Faschisten und ihren Mauren"überlassen wollte.

Internationale Hilfe

Die Gewerkschaften UGT und CNT stellten Bataillone aus den verschiedensten Berufen auf. Das Eintreffen der XI. Internationalen Brigade unter "General Emilio Kléber"(Lazar Stern), die XII. folgte, löste Begeisterung aus, das Anlaufen der sowjetischen Waffenhilfe, unter anderem von 73 Flugzeugen, stärkte die Hoffnungen. Die Nationalisten aber drangen nach schweren Kämpfen, bei denen die Interbrigadisten mit viel bewundertem Mut ihre Feuerprobe ablegten, ins Universitätsviertel ein. (Die Meldung des portugiesischen Radios, Franco sei auf einem Schimmel in Madrid eingezogen, löste ein Glückwunschtelegramm der Regierung Schuschnigg aus - das aber kurioserweise bei der Junta eintraf!)

Der Kampf um Madrid wurde für keine Seite zur "Entscheidungsschlacht", aber der entschlossene Widerstand der Madrider Milizen und der Brigaden hatte die Franco-Truppen gestoppt. Aus dem Universitätscampus am Stadtrand konnten diese nicht vertrieben werden. Und Madrid wurde von den Versorgungssträngen abgeschnitten, der Hunger und der kalte kastilische Winter machten den Bewohnern schwer zu schaffen. Aber sie hatten dem Ruf "no pasarán"in eindrucksvoller Weise Geltung verschafft. (Manfred Scheuch/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23. 7. 6. 2006)