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Heinz Fischer (Mitte), Gabi Burgstaller (l.) und Wolfgang Schüssel (r.)auf dem Weg zur Eröffnung der Salzburger Festspiele.

Foto: APA/Hans Klaus Techt
Salzburg - Im neuen Haus für Mozart wurden am Sonntag die 86. Salzburger Festspiele mit ihrem Jubiläumsprogramm zu Mozarts 250. Geburtstag von Bundespräsident Heinz Fischer feierlich eröffnet. Sowohl Fischer als auch Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (S) und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) gingen in ihren Ansprachen auf die Situation im Nahen Osten ein. Das Staatsoberhaupt forderte einen Stopp des Terrors, der Raketen sowie des Tötens und verlangte, dass Verhandlungen eine Chance gegeben werde. Auf den für heuer geplanten Mozart-Marathon gab es einen Sprint als Vorgeschmack: In einer 22-minütigen Collage wurden alle 22 Mozart-Opern untergebracht.

Betroffenheit über Situation in Nahost

Ein Bekenntnis zur Toleranz, zum Humanismus, zum Experiment und den Menschenrechten sei ihm auch bei dieser Festspieleröffnung sehr wichtig, betonte der Bundespräsident in seiner Eröffnungsrede. Gerade in diesen Tagen "feiern Menschenrechte und Frieden nicht gerade Triumph". Er sei zutiefst betroffen über die Vorgänge im Nahen Osten. "Keine Opfer und kein Leiden rechtfertigen das Töten", sagte Fischer. Das Staatsoberhaupt ging auch auf das Jahr 1956 ein, wo es zur Niederschlagung der demokratischen Bestrebungen in Ungarn gekommen sei. Damals habe Österreich Vorbildliches in Bezug auf Hilfsbereitschaft gegenüber Nachbarn in Not geleistet. "Wir haben das Recht, auf diese Leistungen stolz zu sein, es ist aber auch notwendig uns zu prüfen, ob diese Hilfsbereitschaft auch heute im gleichen Ausmaß vorhanden ist."

Im Zusammenhang mit den neuen Schreckensbildern aus dem Nahen Osten zitierte der Bundeskanzler den Philosophen Andre Glucksmann, der in einer Abhandlung, inspiriert vom internationalen Terror, die Rückkehr des Hasses als elementare Gewalt feststellt: "Grenzenloser Hass geht um in der Welt; mal glühend und schonungslos, mal schleichend und kalt. Hartnäckig und verbohrt richtet er Zerstörungen an. Der traditionelle Krieg hat ein Ende; der Krieg des Terrors kennt in seiner maßlosen Wut kein Ende". Der Hass, argumentiere Glucksmann, lauere überall wie die Pest des Thukydites als eine im Wesentlichen geistige Strömung, die sich der Körper und Köpfe von Gemeinschaften bemächtige. "Die Minicocktails des Entsetzens, die der neue Terror zündet, sind vielleicht erst der Anfang, warnt der Philosoph", so Schüssel.

Bundeskanzler: "Wer wollen wir sein?"

Die Menschen in Europa müssten den Wert ihres Lebensstils erkennen, so Schüssel. Nicht "Wer sind wir?", sondern "Wer wollen wir sein?", sollte das Motto lauten, meinte der Bundeskanzler. Angesichts der schwierigen Weltlage gelte es, auch den Schwierigkeitsgrad der Kunst zu erhöhen, zitierte Schüssel Alexander Kluge. Europas Antwort auf Hass und Spaltung sei unter anderem gewesen, dass sich alle EU-Außenminister bei ihrem Treffen in Salzburg für eine Beitrittserklärung des gesamten Balkans ausgesprochen hätten, so Schüssel bei dem Festakt, an dem u.a. die lettische Staatspräsidentin Vaira Vike-Freiberga und der spanische Außenminister Miguel Angel Moratinos teilnahmen.

Burgstaller zitierte den Dirigenten Daniel Barenboim, wonach ein Musiker gegen zweierlei kämpfe - gegen den Lärm und die Stille. Der Lärm seien die Panzer, die Bomben und die tägliche Gewaltandrohung, die Stille das Schweigen und Hinnehmen, so die Landeshauptfrau. "Während hier die Eröffnungsfeier stattfindet, tobt im Nahen Osten der Krieg." Die Betroffenheit über das dramatische Geschehen in anderen Teilen der Welt solle uns bewusst machen, in welch ruhiger Welt wir lebten.

Überraschender Mozart

Intendant Peter Ruzicka präsentierte das Projekt "Mozart 22" und versprach dem Publikum, Mozart sei ein "Klassiker, der noch für viele Entdeckungen und Überraschungen gut ist". Komponist Moritz Eggert lieferte dazu die eigens produzierte szenisch-musikalische Collage "Vom zarten Pol - Alle Opern von Mozart", in der er sämtliche 22 Bühnenwerke Mozarts in 22 Minuten zu einem klamaukigen und märchenhaften Stückchen verarbeitete, in dem sämtliche 156 Opernfiguren Mozarts durch Europa reisen und ihren Schöpfer suchen. Dabei versuchte Eggert, der statt Elisabeth Trissenaar auch die Rolle des Sprechers übernahm, die verspielte Kindlichkeit Mozarts und seiner Figuren einzufangen.

Schauspielleiter Martin Kusej sprach über das Lachen und sein Programm, das ganz im Zeichen der Komödie steht. Eine pantomimische Soloperformance von Patrice Thibaud, der von Philippe Leygnac am Klavier begleitet wurde, sorgte schließlich dafür, dass es bei der musikalisch vom Mozarteum Orchester Salzburg unter Dirigent Manfred Honeck gestalteten zweistündigen Eröffnung so viel zum Lachen gab wie selten zuvor bei diesem Festakt. (APA)