Beeinträchtigte Spermienqualität bei 40 Prozent
Leider keineswegs Ausreißer in der Statistik, sondern ernüchternde Realität, wie Eugen Plas, Urologe am Krankenhaus Wien-Hietzing, weiß: "Im Moment geht man davon aus, dass gut 40 Prozent der männlichen Weltbevölkerung eine beeinträchtigte Spermienqualität aufweist."Aber auch quantitativ kann das starke Geschlecht nur noch selten mit früheren Maßstäben mithalten: Ein schottischer Wissenschafter untersuchte über Jahre 16.000 Spermaproben. Fazit: Die durchschnittliche Anzahl der Samenzellen ist seit 1989 um 30 Prozent gesunken. Die meisten Männer wissen aber nichts davon. Erst wenn die aktive Familienplanung nicht klappt, beginnt die Ursachenforschung, zuerst bei der Frau und erst dann beim Mann.
Mögliche Samenkiller
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Faktoren wie beruflicher Stress, die Einnahme bestimmter Medikamente, Kontakt mit Chemikalien, Drogenmissbrauch oder Zigarettenkonsum die Zeugungsfähigkeit stark negativ beeinflussen können. So reduziert Nikotin beispielsweise die Durchblutung der Hoden und somit die Samenreifung. Weitere Gefahrenquellen für die Samenzellen verstecken sich im Körper selbst: eine zurückliegende Hodenentzündung bei Mumps, sexuell übertragbare Infektionen durch Bakterien, Hodenhochstand, Krampfadern des Hodensacks oder selten ein genetischer Defekt.
Schock beim Arzt
Für viele Männer ist es ein Schock, vom Arzt mit einem schlechten Befund konfrontiert zu werden, sagt Plas: "Obwohl mangelhafte Spermienqualität in keinem Zusammenhang mit Impotenz oder den Qualitäten als Liebhaber stehen, fühlen sich viele Männer tief in ihrem Selbstwert getroffen."Dabei ist männliche Unfruchtbarkeit weder Stig-ma noch Einzelschicksal: "Da ist noch einiges an Informa-tionsarbeit erforderlich, um Schwellenängste abzubauen und Klarheit zu schaffen."
Je nach Befund der urologischen Untersuchung bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, um die Samenzellen auf Vordermann zu bringen.
Antriebshilfe
Das Spektrum der Interventionen beginnt bei der Nikotinabstinenz oder genereller Veränderung der Lebensgewohnheiten, reicht über die Verabreichung von Nahrungsergänzungsmitteln über Behandlungen mit Antibiotika, Enzymen oder Hormonen bis hin zu Operationen bei Verschluss der Samenleiter oder Krampfadern des Hodens. Als letzter Strohhalm fungiert die intrazytoplasmatische Spermien-injektion (ICSI), wobei theoretisch ein einziges gesundes Spermium ausreicht, um eine Eizelle zu befruchten.
Mikronährstoff Kombination
Neue Hoffnungen setzen Fruchtbarkeitsexperten nun auf eine ausgeklügelte Mikronährstoff-Kombination, vor Kurzem unter dem Markennamen Profertil® vorgestellt wurde und über Apotheken erhältlich ist. "Jede Substanz, die in diesem Produkt enthalten ist, übt einen durch klinische Studien nachgewiesenen positiven Effekt auf die männliche Zeugungskraft aus", so Brigitte Annerl, Forschungsleiterin bei Creamed. "L-Carnitin und L-Arginin sind Substanzen zur Verbesserung der Spermienqualität und -anzahl. Coenzym Q 10 wirkt sich vorteilhaft auf Befruchtungsrate und Spermienbeweglichkeit aus. Zink erhöht den für die Samenreifung wichtigen Testosteronspiegel und die Zahl der schnell beweglichen Spermien."
Pilotstudie am Wiener AKH