Diese Vorgänge beim "Figaro" einer breiteren TV-Öffentlichkeit zu vermitteln, darum kümmert sich Fernsehregisseur Brian Large. Der Mann ist erfahren: Über 500 Übertragungen hat Large bereits zu Kulturdokumenten gestaltet. Darunter den Salzburger "Rosenkavalier" vor zwei Jahren und "Traviata" im Vorjahr. "Im Gegensatz zur Traviata, die große kinoartige Szenen bot, verlangt "Figaro" eine intime Kameraarbeit", erzählt der Brite. "Die Crux sind die Rezitative, in ihnen ereignen sich die wichtigen Handlungsmomente. Wir leben in einer Zeit, in der man durch die Fernsehkanäle zappt. Meine Herausforderung lautet, den Zuschauer so zu fesseln, dass er bei unserer Übertragung bleibt - und das viereinhalb Stunden lang."
1500 Einstellungen hat sich Large zurechtgelegt, um Stars wie Anna Netrebko oder Ildebrando D´Arcangelo auch optisch brillieren zu lassen. Zehn Kameras sind auf das Bühnengeschehen fokussiert, dazu noch zwei ferngesteuerte, die in den weiträumigen Treppenanlagen von Regisseur Claus Guth versenkt sind. Treppen, die er - ähnlich wie bei seinem Bayreuther Holländer 2003 - an einer horizontalen Achse spiegelt.
Wie bei Hitchcock
Die ansonsten karge Bühne hat Large ganz speziell inspiriert. "Als ich in einer der ersten Proben die schwarzen Raben im Fenster und die toten Vögel im Haus gesehen habe, musste ich an Hitchcock denken. Es hat mich gereizt, operngerecht etwas vom Film noir einzubringen."
Mozarts Figaro setzt Brian Large nicht zum ersten Mal für das Fernsehen um, aber: "Diese Inszenierung ist die unkonventionellste, die ich je gemacht habe. Die komischen Elemente haben Harnoncourt und Guth stark reduziert. Für meine Arbeit heißt das, es ist alles eine Frage des Schnitttempos."Ob er eine Produktion betreut oder nicht, prüft Large im Vorfeld genau. Im März gab es erste Gespräche mit dem Regisseur, bereits im Jänner hat er sich über die akustischen Verhältnisse im Haus für Mozart informiert. Bei der ersten Opernproduktion im neuen Haus dabei zu sein, war für den Vielbeschäftigten ein starker Anreiz.