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Med-Uni-Rektor Wolfgang Schütz: "Spitzenforschung nicht in allen Bereichen gleichermaßen betreiben."

Foto: ap/Punz
Wien - Die Schaffung der drei Medizin-Universitäten in Österreich (Wien, Graz und Innsbruck) dürfte nicht nur zu einer Schärfung ihrer Profile führen, sondern auch den Verlust mancher Forschungsgebiete bedeuten. In einem Protestbrief wandte sich jetzt die Österreichische Gesellschaft für Arbeitsmedizin gegen die Pläne der MedUni-Wien (MUW), ihre Klinische Abteilung für Arbeitsmedizin nicht mehr aufrecht zu erhalten und die kommendes Jahr frei werdende Lehrkanzel nicht mehr zu besetzen. Rektor Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schütz betonte hingegen, die MUW könne eben nicht in allen Disziplinen Spitzenforschung betreiben.

Keine Nachbesetzung

"Der Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin wendet sich energisch gegen Pläne des Rektorates der Medizinischen Universität Wien, wonach im künftigen Organisationsplan zum klinischen Bereich eine Klinische Abteilung für Arbeitsmedizin nicht mehr enthalten sein soll, und laut Entwicklungsplan der MUW vom 2. Mai 2006 eine Nachbesetzung der Professorenstelle des Leiters nach dessen Emeritierung im September 2007 nicht vorgesehen ist", hieß es jetzt in dem geharnischten Schreiben der Fachgesellschaft.

Ausbildung in Gefahr

Die Konsequenzen einer solchen Entwicklung, so Dr. Reinhard Jäger, Präsident der Gesellschaft: "In Österreich gäbe es dann als einzigem Industriestaat weltweit keine Lehrkanzel für Arbeitsmedizin mehr. Auch die Ausbildung von Fachärzten für Arbeitsmedizin wäre in Gefahr." Obwohl die Bedeutung der Arbeitsmedizin - durchaus gefördert durch die Politik - in Wirtschaft und Gesellschaft zugenommen hat, könnte es also durchaus geschehen, dass dieses Fachgebiet einfach aus dem Feld der österreichischen Medizin-Universitäten völlig verschwindet.

Spitzenforschung

MUW-Rektor Wolfgang Schütz in einer schriftlichen Stellungnahme: "Die Medizinische Universität Wien ist im Rahmen des Universitätsgesetzes 2002 zur wissenschaftlichen Schwerpunktsetzung und Profilbildung verpflichtet. Gemäß diesen universitäts- und wissenschaftspolitischen Vorgaben zur Schwerpunktbildung versteht es sich natürlich von selbst, dass Spitzenforschung nicht in allen Disziplinen der Medizin gleichermaßen betrieben werden kann."

Der derzeitige Lehrstuhlinhaber Univ.-Prof. Dr. Hugo Rüdiger emeritiert Ende September kommenden Jahres. Dann wird es wohl keine Nachbesetzung geben: "Ich spreche also nicht für mich. Aber dass es in Österreich keine Lehrkanzel für Arbeitsmedizin mehr geben soll, ist weder zu verantworten, noch zu verstehen." Niemand verüble dem Rektor der Medizinischen Universität Wien, dass dieser mit den Ressourcen sparsam umgehen müsse. Aber: "Mag ja sein, aber das heißt nicht dass ein beliebiger Kahlschlag gerechtfertigt ist."

Ausreichende Forschung

Die Frage ist, wer in Zukunft noch wissenschaftliche Forschung auf dem Bereich der Arbeitsmedizin betreiben soll, wenn es dazu keine Institution auf universitärer Ebene mehr gibt. Das ist nicht mehr die Frage der einzelnen medizinischen Universitäten, sondern reicht darüber hinaus. Es geht darum, ob in Österreich noch umfassend Medizin gelehrt und auf dem Gebiet geforscht wird oder nicht. Rüdiger: "Deutschland hat 20 Lehrkanzeln für Arbeitsmedizin." Arbeitsmedizin habe an der Universität Wien eine Tradition von 70 Jahren.

Diskussionen

Das Argument der Tradition lässt Schütz in seiner schriftlichen Stellungnahme nicht gelten. Doch erklärte er: "Dessen ungeachtet sind Gespräche mit der Stadt Wien als Trägerinstitution des AKH zum künftigen Strukturplan des klinischen Bereiches der Medizinischen Universität Wien und damit auch zur Frage einer Klinischen Abteilung für Arbeitsmedizin noch im Gange." Derzeit gibt es zwischen der Medizinischen Universität Wien und dem AKH jede Menge Diskussionen über die zukünftige Aufgabenteilung. (APA)