Linke aus ganz Europa kamen nach Spanien, um gegen den Faschismus zu kämpfen.

Foto: DÖW, Repro R. Semotan
In Barcelona sollte im Juli 1936 eine Arbeiterolympiade stattfinden, eine Idee des Gründers der kommunistischen Jugeninternationale Willy Münzenberg - sie sollte eine Gegenveranstaltung zu den in Hitlers Berlin veranstalteten Olympischen Spielen sein. Ehe sie noch eröffnet werden konnte, brach der Aufstand der Putschistengeneräle los. Nun meldeten sich zahlreiche der ausländischen Teilnehmer als Freiwillige zum Kampf an der Seite der Arbeitermilizen. Als erste Einheit bildete sich eine "Centurio Thälmann"(benannt nach dem in ein deutsches KZ gesperrten KP-Führers); ihr Kommandant war der Reichstagsabgeordnete Hans Beimler, dem die Flucht aus dem KZ Dachau gelungen war.

Der Gedanke aktiver Solidarität gegen den Faschismus griff unter Sozialisten und Kommunisten Europas, gleichgültig, ob schon in die Illegalität gedrängt, oder, legal tätig, wie ein Lauffeuer um sich. Die Kommunistische Internationale verfasste zunächst einen eher allgemein gehaltenen Aufruf zur Unterstützung der spanischen Republik; noch wartete man Stalins Entscheidung ab - bis am 7. September unter den Hilfsmaßnahmen die "Rekrutierung Freiwilliger mit militärischer Erfahrung aus den Arbeitern aller Länder"als eine der Aufgaben festgehalten wurde.

Zentrum für die Rekrutierung der Internationalen Brigaden war Paris. Chefinspekteur wurde der vormalige Chefredakteur des KP-Organs "Humanité"André Marty, eine Schlüsselrolle hatte auch Josip Broz, der als Tito in die Geschichte einging. Als Stammquartier der Freiwilligen wurde die Stadt Albacete in Neukastilien bestimmt.

Als erste wurde im Oktober 1936 die XI. Brigade in der Schlacht um Madrid eingesetzt; ihr gehörten Deutsche und Österreicher, Franzosen, Polen, Engländer an, weiters wurden ihr Spanier zugeteilt, die durch das todesmutige Vorgehen der Internationalen in ihrer Kampfmoral gestärkt wurden. Befehlshaber der 1900 Mann der Brigade XI war "General Emilio Kléber"(Lazar Stern, ehemals k.u.k Hauptmann aus der Bukowina, der sich der bolschewistischen Revolution anschloss). Gleich im ersten Kampf fiel ein Drittel der Brigade.

Nach den schweren Verlusten in der für die Republik siegreichen Schlacht bei Guadalajara wurden die Internationalen Brigaden nach der Nationalität ihrer Angehörigen reorganisiert: Es gab nun vor allem eine deutsche, eine italienische, eine französische und eine englischsprachige, in der auch Männer der IRA kämpften (irische "Blauhemden"standen an der Seite Francos), sowie eine gemischte, vor allem slawische Brigade. Die Sowjetunion schickte nicht nur 30 Offiziere als Kompaniekommandeure in die Brigaden, auch die Lenker der Truppenfahrzeuge waren Russen, ebenso die Piloten der Jagdflugzeuge, die der Legion Condor zu schaffen machten.

Die Wandlungen der sowjetischen Politik, die Wendung von der revolutionären zur Volksfrontstrategie, hatten auch ihre Auswirkungen auf die Internationalen Brigaden.

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"General Kléber"wurde entlassen, weil er der Vorbereitung eines kommunistischen Umsturzes verdächtigt wurde (nach Russland zurückgekehrt, wurde er ein Opfer von Stalins Säuberungen). Das Klima der Moskauer Prozesse mit den erfundenen Vorwürfen gegen alte Mitkämpfer Lenins ergriff auch den misstrauischen André Marty: Er ließ zahlreiche Interbrigadisten wegen angeblicher politischer Abweichungen oder Disziplinlosigkeiten erschießen.

Als die Brigaden in den Einsätzen schon so ausgeblutet waren, dass schon drei Viertel ihrer Kämpfer Spanier waren, schlug Ministerpräsident Negrin dem Völkerbund den Abzug aller ausländischen Freiwilligen vor. Am 15. November 1938 fand ihre Abschlussparade in Barcelona statt. Sie waren, wie La Pasionaria sagte, "zur Legende, zum heroischen Beispiel der Solidarität"geworden. Die letzten Brigadisten marschierten in die französischen Internierungslager. Für viele Deutsche und Österreicher war Hitlers Konzentrationslager die Endstation. (Manfred Scheuch/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25. 7. 6. 2006)