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Foto: dpa/Sebastian Widmann
Salzburg - Die Stadt Salzburg ist Österreichs radfahrerfreundlichste Landeshauptstadt - und das mit großem Abstand: Bei einer Umfrage des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) haben 41 Prozent der befragten 2300 Radfahrer Salzburg an die erste Stelle gereiht. Abgeschlagen auf Platz zwei landete Graz mit 26 Prozent. "Dort, wo es nötig ist, werden Radwege gebaut. Ansonsten wird auf der Fahrbahn ausreichend Platz für das Radfahren geschaffen", bilanziert der VCÖ die Radlerpolitik an der Salzach. Zudem führe Salzburg seit 15 Jahren Bewusstseinskampagnen zum Radfahren durch, lobt der VCÖ.

Konkretes Beispiel der Salzburger Rad-Propaganda: Baulandesrat Walter Blachfellner (SP) hat anlässlich der Präsentation des heurigen Radwegebauplans - 13 Kilometer um rund 1,8 Millionen Euro - die Treibstoffersparnis fleißiger Radler errechnen lassen. Demnach spare, wer 100 Tage im Jahr fünf Kilometer Rad statt Auto fährt, insgesamt bis zu 120 Euro.

Ansturm auf VIP-Karten

Einen zusätzlichen Schub erwartet sich Salzburgs starke Radler-Lobby von der Straßen-Radweltmeisterschaft, die von 19. bis 24. September in Salzburg stattfindet. Die Landeshauptstadt steht dabei vor der größten Sportveranstaltung ihrer Geschichte. Insgesamt rechnen die Organisatoren mit mindestens 250.000 Besuchern. Zu den Bewerben werden etwa 800 Sportler erwartet. Dazu kommen Betreuer, Funktionäre und rund 1800 Medienleute. Deutliches Zeichen für das große Interesse sei der Ansturm auf die Karten im VIP-Bereich, heißt es beim Organisationskomitee. Insgesamt gebe es in der WM-Woche nun 8600 Tickets im gehobenen Segment mit Zugang zu den überdachten Tribünen bei Start und Ziel vor dem Schloss Mirabell.

Solche Zahlen lassen naturgemäß die Augen der Touristiker leuchten. Das Mozartjahr, der Rekordverkauf an Festspielkarten, zwei Großveranstaltungen im Rahmen der EU-Präsidentschaft und die Rad-WM dürften Salzburg heuer einen Rekord bescheren: In der Stadt soll die Marke von zwei Millionen Nächtigungen überschritten werden.

In die positive Grundstimmung vor der WM mischen sich freilich auch mahnende Stimmen - und die kommen ausgerechnet von den Organisatoren selbst. So meinte der Generalsekretär des Salzburger WM-Organisationskomitees Wolfgang Weiss in einem Interview mit der Austria Presse Agentur: "Herr und Frau Österreicher sind sich der Dimension noch nicht ganz bewusst."Gemeint ist damit vor allem die enorme logistische Herausforderung der Großveranstaltung. So müssen 9000 Stellplätze für Campingfahrzeuge entlang der Rennstrecke geschaffen werden und die geschätzten 20.000 Parkplätze für Pkws werden kaum ausreichen. Vor allem aber wird die WM Salzburg den absoluten Verkehrskollaps bringen: Zum ohnehin enormen Besucheransturm kommt nämlich noch dazu, dass mit dem Mirabellplatz einer der wichtigsten Verkehrsknoten der Stadt gesperrt wird. (Thomas Neuhold, DER STANDARD Printausgabe, 25.07.2006)