KOPF DES TAGES

Alejandro Hom-Rusch

Ein Mann wie ein Passant
Eisenstadt- Der mutmaßliche bolivianische Milliardenbetrüger Gualterio Alejandro Hom-Rusch ist mit einem gültigen deutschen Reisepass, lautend auf den Namen Walter Alexander Thom, auf der Flucht, berichtet das Nachrichtenmagazin "Format" in seiner Montag-Ausgabe. Untersuchungsrichterin Doris Praunias habe am vergangenen Donnerstag den Steckbrief des seit zwölf Tagen flüchtigen Chefs der Howe Bau AG um eine zweite Identität erweitert. Demnach habe sich der gebürtige Berliner Walter Alexander Thom erst in Bolivien in Gualterio Alejandro ("Walter Alexander") Hom-Rusch verwandelt. Außerdem bestünden erhebliche Zweifel an der Echtheit des Doktortitels von Hom-Rusch alias Thom, dessen Unternehmensgruppe bei der Bank Burgenland mit gefälschten Bilanzen Kredite in der Höhe von rund 2,2 Milliarden Schilling erhalten hat, berichtet "Format". 150 Hektar Weideland, ein halbes Reiseunternehmen, eine Villa Bei einer Hausdurchsuchung im Privatdomizil des zurückgetretenen Generaldirektors der Bank Burgenland, Ernst Gassner, stießen Ermittler laut Bericht des Magazins auf eine Vermögensübersicht, die den Besitz des gebürtigen Berliners in Südamerika auflistet: Dabei handle es sich um 50 Hektar Agrarland in Santa Cruz, Bolivien, 150 Hektar Weideland am Rio Parana in Paraguay, den Hälfteanteil an einem Reiseunternehmen in Paraguay sowie eine Villa in der Eusebio Ayala 304 in der paraguayischen Hauptstadt Asuncion. Die Bank Burgenland prüfe gegenwärtig, ob sie Zugriff auf den Besitz hat. Hom-Rusch alias Thom soll sich laut Hinweisen aus Deutschland in der Vorwoche in Düsseldorf aufgehalten haben. Der Rechtsanwalt Manfred Moser, burgenländischer SPÖ-Chef und dritter Landtagspräsident, soll laut "Format" die Vertretung von Gassner übernommen haben. Außerdem habe der langjährige Bank Burgenland-Anwalt Moser die Vertretung in einem Prozess übernommen, bei dem die im Besitz des flüchtigen Howe-Chefs stehende HM Baumanagement & Planung GmbH im südburgenländischen Allhau von einer Wiener Wohnbaugesellschaft 89 Millionen Schilling zurückfordere. Laut Hinweisen an burgenländische Kriminalisten soll sich die Firma mit dieser weit überhöhten Forderung im Gegenzug neue Kredite bei der Bank erschlichen haben. Bank Burgenland verliert ihre Sparer Hom-Rusch alias Thom soll indes nicht nur Bilanzen, sondern auch amtliche Dokumente manipuliert haben, berichtet das Nachrichtenmagazin "profil". Aus dem Magazin vorliegenden Dossiers der Bank gehe hervor, dass Hom-Rusch zumindest einmal, im Dezember 1998, einen deutschen Grundbuchauszug gefälscht hat, um ein Grundstück nahe Mönchengladbach mit umgerechnet 48,4 Mill. S belehnen zu lassen. Dabei soll er verschwiegen haben, dass die Liegenschaft zu diesem Zeitpunkt bereits mehrfach belastet gewesen sei. Die Bank Burgenland ringt unterdessen laut "profil" mit einem massiven Abfluss von Spareinlagen. Seit Auffliegen der Affäre vor Pfingsten hätten verunsicherte Kunden insgesamt 600 Mill. S - somit acht Prozent der Spareinlagen - abgezogen, berichtet das Magazin. (APA)