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Nach den jüngsten Angriffen in Beirut

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Indische Mitglieder der UNIFIL-Truppe transportieren eines der Todesopfer.

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Über einem Dorf im Südlibanon steigt eine gewaltige Rauchsäule auf

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Graphik: STANDARD
Wien/Beirut /New York /Rom/Jerusalem - Auch einen Tag nach dem Tod von vier UNO-Soldaten hat Israel nach Angaben der Vereinten Nationen seine Luftangriffe in unmittelbarer Nähe von UNO-Stellungen im Südlibanon fortgesetzt. Die Angriffe seien Mittwoch früh fortgesetzt worden. Ein Artilleriegeschoß sei in etwa zehn Metern Entfernung von einem Hauptquartier der Mission UNIFIL in Naqoura eingeschlagen, sagte die Vizegeneralsekretärin für UNO-Friedenseinsätze, Jane Holl Lute, am Mittwoch vor dem Sicherheitsrat in New York.

Nach Angaben von Lute hatten am Dienstag vier Artilleriegeschoße den UNO-Posten in Khiam (Chijam) getroffen; insgesamt seien zwölf Artilleriegeschoße in einem Umkreis von hundert Metern um den Posten eingeschlagen. Außerdem habe die UNIFIL über den Tag verteilt 21 Luftangriffe in einem Umkreis von 300 Metern um den UNO-Posten Khiam gezählt.

Die UNIFIL habe während des Tages direkt Protest bei der israelischen Armee eingelegt, fügte Lute hinzu. Sie und UNO-Vizegeneralsekretär Mark Malloch Brown hätten gegenüber der israelischen UNO-Vertretung ihren Protest ausgedrückt und zur Unterlassung der Angriffe aufgerufen. Aber auch während des Rettungseinsatzes seien die Angriffe trotz wiederholter Aufforderungen zum Stopp fortgesetzt worden.

Kofi Annan zeigte sich "schockiert"

Bei einem israelischen Luftangriff ist am Dienstagabend ein UNO-Posten im Südlibanon zerstört worden. Dabei wurden laut Angaben der Vereinten Nationen mindestens zwei Blauhelme getötet. Der US-Sender CNN berichtete von vier getöteten UNO-Beobachtern. Laut libanesischen Angaben ist ein Österreicher unter den Opfern. UNO-Generalsekretär Kofi Annan zeigte sich "schockiert" und sprach von einem "offenbar absichtlichen Angriff". Israels Premier Ehud Olmert hat sein tiefes Bedauern über den Tod von Blauhelm-Soldaten ausgedrückt, die "versehentlich" getroffen worden seien.

Österreicher offiziell vermisst

Das Bundesheer hat bestätigt, dass nach dem israelischen Luftangriff auf UNO-Soldaten im Südlibanon vom Dienstagabend ein steirischer Soldat in der Region vermisst wird. Es gebe noch eine "kleine Möglichkeit, dass er sich irgendwo anders befindet", teilte Oberstleutnant Walter Gitschthaler vom Grazer Kommando Internationale Einsätze des Bundesheers am Mittwoch der APA mit. Es handle sich um einen 44-jährigen steirischen Milizoffizier.

Von den vier Soldaten, die sich im Stützpunkt befanden, sind drei tot geborgen worden. Ein Chinese sei identifiziert worden, nach einem Verschütteten werde weiter gesucht, sagte Gitschthaler. Am morgigen Donnerstag sollen die Leichen ins Hauptquartier der UNO-Mission UNTSO nach Jerusalem gebracht und identifiziert werden.

21 Luftangriffe

Nach Angaben von Lute hatten am Dienstag vier Artilleriegeschoße den UNO-Posten in Khiam (Chijam) getroffen; insgesamt seien zwölf Artilleriegeschoße in einem Umkreis von hundert Metern um den Posten eingeschlagen. Außerdem habe die UNIFIL über den Tag verteilt 21 Luftangriffe in einem Umkreis von 300 Metern um den UNO-Posten Khiam gezählt.

Die UNIFIL habe während des Tages direkt Protest bei der israelischen Armee eingelegt, fügte Lute hinzu. Sie und UNO-Vizegeneralsekretär Mark Malloch Brown hätten gegenüber der israelischen UNO-Vertretung ihren Protest ausgedrückt und zur Unterlassung der Angriffe aufgerufen. Aber auch während des Rettungseinsatzes seien die Angriffe trotz wiederholter Aufforderungen zum Stopp fortgesetzt worden.

UNO-Beobachter baten zehn Mal um Einstellen des Feuers

Die vier UNO-Beobachter im Südlibanon, die am Dienstag durch israelischen Beschuss getötet worden sind, haben die Israelis zuvor über Stunden beschworen, das Feuer einzustellen. Das bestätigten die Vereinten Nationen am Mittwoch offiziell in New York. Demnach gab es in den sechs Stunden vor dem tödlichen Einschlag am Abend 14 andere Explosionen im direkten Umfeld des UNO-Postens.

Volltreffer

Etwa zehn Mal kontaktierten die vier unbewaffneten UNO-Beobachter den Angaben zufolge einen israelischen Verbindungsoffizier und baten ihn, sicherzustellen, dass sich dies nicht wiederholen würde. Doch obwohl der Offizier versprochen habe, die Bombardierung beenden zu lassen, sei sie weitergegangen. Ein Volltreffer habe das dreistöckige UNO-Gebäude schließlich völlig zerstört.

Annan schockiert "Ich bin schockiert und zutiefst beunruhigt über den offenbar absichtlichen Angriff israelischer Streitkräfte" auf den UNO-Posten, erklärte Annan in der Nacht auf Mittwoch in Rom. Er forderte Israel auf, eine vollständige Untersuchung des Vorfalls einzuleiten.

Israel bedauert Tod von UN-Beobachtern

Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert hat sein tiefes Bedauern über den Tod von Blauhelm-Soldaten der Vereinten Nationen bei einem israelischen Angriff im Libanon bekundet. In einem Telefongespräch mit Annan erklärte Olmert, die Angehörigen der UNO-Beobachtermission UNIFIL seien bei dem nächtlichen Luftangriff versehentlich getötet worden. Der israelische Regierungschef zeigte sich bestürzt über den Vorwurf Annans, es habe sich anscheinend um einen vorsätzlichen Angriff gehandelt.

Israel werde den Vorfall gründlich untersuchen und den Vereinten Nationen die Ergebnisse zukommen lassen, versprach Olmert.

Annan "akzeptiert" Israels Bedauern

UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat das von Israels Premier Ehud Olmert ausgedrückte Bedauern über die Tötung von vier Blauhelm-Soldaten im Südlibanon angenommen. Er habe in dieser Angelegenheit mit Olmert telefoniert, sagte Annan am Mittwoch nach der Libanon-Konferenz in Rom. Olmert habe sein "tiefes Bedauern" ausgedrückt, fügte Annan hinzu. "Und wir akzeptieren das."

Warnungen

Vor dem Tod von vier UNO-Militärbeobachtern im Südlibanon hat ein irischer Offizier die israelische Armee offenbar mehrmals vor den Folgen ihrer Luftangriffe gewarnt. Bei sechs verschiedenen Gelegenheiten habe Oberstleutnant John Molloy die Israelis darauf hingewiesen, dass sie mit ihren Bombardements das Leben von UNO-Mitarbeitern gefährdeten, sagte ein Sprecher des irischen Außenministeriums am Mittwoch. (APA/dpa/Reuters/AP/red)