Ehemaliger Spanienkämpfer Hans Landauer 70 Jahre danach in Wien: Schicksale erforscht.

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Österreich stellte im Spanischen Bürgerkrieg mit mehr als 1400 Freiwilligen im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl den stärksten Anteil der Ausländer in den Internationalen Brigaden. Schon vor deren Organisierung meldeten sich einzelne Österreicher, die sich in Spanien aufhielten, zum Kampf in den Milizen. Unter den ersten Toten der Kämpfe war ein Österreicher namens Mechter, den beim Sturm auf die Atarazanas-Kaserne in Barcelona eine Kugel traf.

Im Österreich Schuschniggs konnten KPÖ und RS (Revolutionäre Sozialisten) die Flugblatt- und Unterstützungsaktionen für die spanische Republik nur illegal durchführen. Um so weniger konnte für den Eintritt in die Interbrigaden geworben werden. Dieser war durch das Strafgesetz ("Eintritt in den Militärdienst einer fremden Macht") untersagt.

Daher wurden die Freiwilligen häufig auf Schmuggelwegen in die Schweiz gebracht. Die Organisation der Ausreise erfolgte durch ein illegales KP-Büro, das die Bewerber überprüfte und ihnen die Zugkarten und einen kleinen Geldbetrag zur Verfügung stellte. Schutzbündler, die in der Tschechoslowakei oder der Sowjetunion Exil gefunden hatten, erreichten ihr Ziel auf dem Umweg über Skandinavien.

Auslöser 1934

Dass so viele österreichische Linke in Spanien kämpfen wollten, lag an ihrem Erlebnis des Jahres 1934, als ihr Widerstand gegen die Zerstörung der demokratischen Republik von den Austrofaschisten niedergeschlagen worden war. Wie sie dachten, hat der Interbrigadist Josef Schneeweis (damals Student, später Arzt) in einem Gedicht so formuliert: "Wir verteidigen die Freiheit/Vor dem Angriff der Faschisten,/Und wir kämpfen Seit'an Seite,/Wie wir lang schon kämpfen müssten."

Neben dem Gedanken, in Spanien fortzuführen, was in Österreich verloren ging, war ein Motiv auch die furchtbare Arbeitslosigkeit, von der die Jugend und linke Aktivisten, die kaum Arbeit fanden, doppelt betroffen waren. Sie sangen im "Interbrigadenlied": "Doch wir haben die Heimat nicht verloren, unsre Heimat ist heute vor Madrid ..."

Österreicher nahmen in der von "Kléber"(Lazar Stern) geführten XI. Brigade, dann auch im Bataillon "Thälmann"der XII. Brigade an der Abwehr der Faschisten vor Madrid teil. Im Juli 1937 wurde ein eigenes österreichisches Bataillon "12. Februar"aufgestellt. Auch im gemischten "Tschapajew"-Bataillon der XIII. Brigade waren Österreicher.

Ebenso gab es sie im Sanitätsdienst, unter ihnen auch Frauen. Der vormalige Obmann des Republikanischen Schutzbundes Julius Deutsch, den die Republik zum General für die Küstenwache berufen hatte, stand mit seinen Landsleuten in der Brigade in Verbindung.

Die Internationalen Brigaden wurden an etlichen Brennpunkten des Bürgerkriegs eingesetzt, nach Madrid an der Zentrumsfront bei Teruel, der Südfront um Malaga, in der Sierra Nevada und bei der Brunete-Offensive. Als die Brigaden im September 1938 demobilsiert wurden, sammelten sich die Österreicher nach einer Abschiedsparade in Barcelona in Bisaura de Ter.

Als Frankreich ihnen die Durchreise nach Mexiko verweigerte, waren sie zu einem "zweiten Einsatz"bereit, gingen aber, als die Front von Francos Truppen überrollt wurde, über die Grenze. Die Interbrigadisten wurden in Frankreich interniert. In den Lagern starben viele an Krankheiten. Nur wenige hatten Verbindungen, die sie in ein westliches Exil führten. Die KPÖ holte für sie wichtige Kader in die Sowjetunion.

Nach dem Hitler-Stalin-Pakt wurde den österreichischen Lagerinsassen empfohlen, sich - soweit sie nicht Juden waren - ins Reich repatriieren zu lassen. Die meisten von ihnen landeten in Konzentrationslagern.

Hans Landauer, der 16-jährig auf abenteuerlichen Wegen zu den Brigaden stieß, erarbeitete eine Aufstellung der österreichischen Interbrigadisten. 212 von ihnen werden als in Spanien gefallen angegeben, 92 kamen im KZ um, einige fielen in alliierten Armeen oder als Partisanen, andere fielen stalinistischen "Säuberungen"zum Opfer. Jedes einzelne dieser Schicksale legt Zeugnis ab für die Wirrnisse einer tragischen Zeit. (Manfred Scheuch/DER STANDARD, Printausgabe, 26. Juli 2006)