Mit sehr viel Geld kann man sich häufige Schlagzeilen kaufen - oder aber seine Privatsphäre schützen. Georg Pappas, 78-jähriger Patriarch der Salzburger Industriellenfamilie, bevorzugte stets das Letztere. Während sein älterer Bruder Dimitri bei den Salzburger Festspielen als Mäzen und Gesellschaftslöwe auftrat, zog Georg im Hintergrund die kaufmännischen Fäden - und das mit wachsendem Erfolg.

Aufbauend auf einem äußerst günstigen Generalvertretungsvertrag für Mercedes, investierte Pappas in Immobilien und entdeckte mit dem Bau der Tauernautobahn vor seiner Haustür den Charme der Baubranche. Mithilfe seines Freundes Dietmar Aluta-Oltyan übernahm er Alpine, Mayreder und Universale und schmiedete so den drittgrößten Baukonzern des Landes.

Dabei waren es stets andere Familienmitglieder, die den Clan nach außen hin vertraten. Die Salzburger Kontakte pflegte bis zu seinem Tod 1999 Bruder Dimitri, der sich allerdings nach einem Krach mit Gerard Mortier von den Festspielen zurückzog. Den Autohandel übernahm Mitte der Neunzigerjahre Sohn Alexander, das Immobiliengeschäft Tochter Catharina.

Der Geschäftssinn wird den Mitgliedern der griechisch-stämmigen Kaufmannsfamilie schon in der Muttermilch mitgegeben. Aufgewachsen im westungarischen Györ, flüchteten Georg und Dimitri 1945 nach Österreich, wo sie zunächst mit Chevrolets und alten Weihnachtsutensilien handelten. Dann begegneten sie Mercedes-Importeur Günther Wiesenthal - angeblich, als Georg vor dessen Haus in St. Gilgen von einem Lastwagen angefahren wurde. Dieser nahm die tüchtigen Brüder unter seine Fittiche und übergab ihnen zunächst ein Mercedes-Lokal in der Salzburger Innenstadt plus kleiner Gewinnbeteiligung. Nach seinem Tod 1960 überließ Wiesenthal den Brüdern per Testament dann die Mercedes-Rechte für ganz Westösterreich. Der eigenen Tochter blieb nur der Osten.

Dank Pappas wurde Österreich zu einem Land der Sterne: Nach Deutschland gibt es hier die höchste Dichte verkaufter (nicht gestohlener) Mercedes-Kutschen, und selbst der unglückliche Smart läuft im Pappas-Reich besser als anderswo. In der Stuttgarter Konzernzentrale sorgen diese Ergebnisse allerdings nicht nur für Freude: Nur in Österreich muss DaimlerChrysler die Vertriebserlöse mit lokalen Partnern teilen.

Fernab der Öffentlichkeit sind zuletzt Differenzen über die Unternehmensstrategie aufgetreten. Sohn Alexander konnte sich für das Baugeschäft nie wirklich erwärmen, und die Schmiergeldaffäre rund um den Bau der Münchner Allianz-Arena gab ihm den Rest. Der höchst lukrative Verkauf an die Spanier macht den Pappas-Clan nun um gut 400 Millionen Euro reicher. Da nimmt Vater Georg auch ein paar Schlagzeilen in Kauf. (Eric Frey, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.7.2005)