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Franco (mitte) mit seinem italienischen Gönner Mussolini (rechts), links Falange-Chef Ramón Serrano Suner.

Foto: APA/EPA/Miguel Cortes
Im Spätsommer des Jahres 1936 war die Teilung Spaniens weit gehend fixiert. Die "Junta der nationalen Verteidigung", die sich in Burgos konstituiert hatte, beherrschte fast die Hälfte des Territoriums. Zunächst schien die Junta ein Instrument rivalisierender Generäle, vor allem Emilio Molas, die sich ankündigende Vormachtstellung Francos zu beschränken. Das Geschick, mit dem sich dieser mit großem Propagandaaufwand als "Retter des Alcázar"darstellte, machte dies zunichte. Zudem war Francos Machtstellung dadurch untermauert, dass Hitler die deutsche Mithilfe ausschließlich für dessen Truppen festlegte

Bereits am 18. November 1936, einige Wochen nachdem Franco sich zum Staatsoberhaupt Spaniens hatte erheben lassen, anerkannten Deutschland und Italien seine Regierung als die "wahre Regierung Spaniens". Franco begrüßte diesen Schritt mit dem Hinweis, Deutschland und Italien seien neben Nationalspanien und Portugal "Bollwerke des Christentums in Europa". Der Ministerpräsident der Republik, Largo Caballero, bezeichnete die Anerkennung als perfiden Akt und nannte sein Spanien ein "historisches Bollwerk der Demokratie".

"Nationale"geeint

England und Frankreich reagierten fragwürdig: der britische Außenminister Eden meinte, die Anerkennung der einen oder der anderen Regierung Spaniens müsse nicht im Gegensatz zur "Nichteinmischung"stehen, und als Franco eine Blockade gegen Schiffe ankündigte, die Kriegsmaterial transportierten, untersagten London und Paris solche Lieferungen für Schiffe, die unter ihren Flaggen liefen.

Der nüchterne Opportunist Franco, der von Ideologien offenbar wenig hielt und dem als Vertreter der alten Mächte - Großgrundbesitz, Kirche, reiches Bürgertum - anders als seinen Gönnern Hitler und Mussolini nichts daran lag, die Massen der einfachen Leute mit zukunftsträchtigen Visionen zu verführen, verstand es, die divergierenden Gruppierungen der "Nationalen"zu einen.

Ein symbolischer Akt, der alle Reaktionäre mit Genugtuung erfüllte, war am Tag Maria Himmelfahrt 1936 in Sevilla die Einholung der rot-gelb-violetten Flagge der Republik (der Generäle Treue geschworen hatten) und ihre feierliche Ersetzung durch die rot-gelb-roten Farben des Königreichs.

Damit konnten die Generäle Mola und Queipo de Llano ihren den Aufstand einleitenden Ruf nach einer "republikanischen Diktatur"vergessen machen. Noch viel weniger konnten die Monarchisten, die auf den abgedankten König Alfons XIII. setzten, und die Carlisten, die seit der Gründung ihrer Bewegung im 18. Jahrhundert Prätendenten einer bourbonischen Nebenlinie gekrönt sehen wollten, gegen diese Rückkehr zur alten Fahne haben.

Falange geschaffen

Franco gab mit der Militärdiktatur seinen Anhängern, was seiner Macht zugute kam: eine Monarchie ohne Monarchen. Dann verschmolz er die diversen rechten Gruppen zur "Falange Española Tradicionalista"; nun zugleich Staats-, Armee- und Parteichef, war er der faschistische Diktator. Generalsekretär der Partei wurde sein Schwager Ramón Serrano Suner.

Franco hatte auf seiner Seite von Anfang an die katholische Kirche, die ihre Macht ja durch die von der Republik eingeleitete Trennung von Kirche und Staat gefährdet sah. Der hohe Klerus, allen voran die Kardinäle, stellte sich voll und ganz hinter die eidbrüchigen Generäle, Sie priesen Francos Krieg als "erhabensten Kreuzzug"gegen "Juden und Freimaurer, die die Seele der Nation vergiftet"hätten.

Die republikanischen Reformgesetze wurden widerrufen, Zivilehen und Scheidungen annulliert, die Schulen wieder vereinnahmt. Diese Kirche, die wie kaum eine andere in Europa ihre durch Jahrhunderte gepflogene autoritäre, zentralistische und die weltliche Obrigkeit bevormundende Stellung verteidigte, bot den Nationalen einen geistigen Hintergrund, der gesonderter Ideologien kaum bedurfte und eine Einheitlichkeit sicherte, die den für die Republik kämpfenden Gruppierungen oft fehlte. (Manfred Scheuch/DER STANDARD, Printausgabe, 28. Juli 2006)