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Markus Rogan ist die Leitfigur der österreichischen Delegation.

Foto:APA/dpa/settnik
Wien - Europarekordler und Vize-Weltmeister Markus Rogan ist in der nächsten Woche bei der am Mittwoch beginnenden 28. Schwimm-EM wieder Österreichs große Hoffnung auf Medaillen. Als Einziger im 22-köpfigen österreichischen Aufgebot wird er in Budapest als Titelverteidiger an den Start gehen. Im Interview mit der Austria Presse Agentur nahm der 24-jährige Wiener u.a. zu seinen EM-Gegnern und -Erwartungen sowie seinen weiteren Perspektiven Stellung.

Frage: Herr Rogan, Sie werden in Budapest Mitglied eines 22-köpfigen österreichischen Teams sein. Ist diese Zahl ein Indiz für die Stärke des heimischen Schwimmsports?
Rogan: "Ja, wir könnten bei dieser EM auf eine zweistellige Finalzahl kommen. Das wäre fantastisch. Ich kann mich erinnern, dass ich im Team der Jüngste war, 2000 in Helsinki. Jetzt bin ich fast der Älteste. Ich glaube, dass alle die Qualität haben, zumindest ins Semifinale zu schwimmen. Sonst hätten sie sich nicht qualifiziert."

Frage: Zeigt dieser Aufschwung auch einen geänderten Stellenwert des Schwimmsports in Österreich?
Rogan: "Doch, denn es ist cool, Schwimmer zu sein. Es fragt dich keiner: 'Was bring dir das?' Früher war es schon genug, sich zu qualifizieren. Jetzt wollen alle mehr erreichen."

Frage: Sie sind der mit Abstand erfolgreichste österreichische Teilnehmer. Sind Sie die Führungspersönlichkeit im Team?
Rogan: "Ich bin ein bisschen Teamleader. Ich möchte für andere als Ansprechperson da sein. Sie sollen das Gefühl haben, dass ich für sie da bin, wenn sie es wollen."

Frage: In den vergangenen Monaten ist es etwas ruhiger um Sie geworden. Was hat sich seit ihren drei Silber-Medaillen bei der Kurzbahn-WM im April in Shanghai getan, wie ist das Training verlaufen?
Rogan: "Die Stimmung in unserer Gruppe in der Südstadt ist jetzt fantastisch. Es sind alle Sechs für die EM qualifiziert, wir sind wie die WC4-Gruppe bei den Skifahrern. Überall, wo man hinschaut, sieht man Hochleistungssportler. Ein Training mit Pieter van den Hoogenband ist aber schon etwas anderes. Es inspiriert, mit einem Doppel-Olympiasieger zu trainieren."

Frage: Was hat Ihnen das Training mit den Niederländern konkret gebracht? Sie haben sich ja auch einer anderen Form des Laktat-Tests unterzogen.
Rogan: "Ja, und der hat uns gezeigt, dass ich extrem hohe Ausdauerwerte habe. Das Potenzial von drei Jahren haben wir schon in zwei Jahren aufgebaut. Das gibt uns nun die Möglichkeit, sich im Training bis Olympia verstärkt auf die Detail-Arbeit zu konzentrieren."

Frage: Bei so guten Ausdauerwerten: Wie zuversichtlich gehen Sie bei der EM in das Rennen über 200 m Rücken?
Rogan: "Ich muss schon ein suboptimales Rennen haben, um nicht den Europarekord zu brechen. Aber es gibt auch noch Cseh, Meeuw, Wjatschanin und Florea. Es wird sicher eine stärkere EM als es sie je gegeben hat. Ich werde es jedenfalls noch defensiver als bisher angehen. Wegen meiner guten Ausdauer setze ich noch stärker auf die zweite Hälfte des Rennens. Keiner wird mich auf den letzten 50 Metern schlagen."

Frage: Ihr Ziel ist die Titelverteidigung und nach dem Kurzbahn- auch der Langbahn-Europarekord. Was ist ihnen mehr Wert?
Rogan: "Es liegt mir schon viel am 200-m-Titel, daher konzentriere ich mich auf den Sieg. Den Europarekord werde ich sowieso einmal haben."

Frage: Wird der Langbahn-Weltrekord auch einmal Ihnen gehören?
Rogan: "Den Weltrekord kann ich nicht garantieren. Die Kollegen in Amerika können sich ja auch noch steigern. Es wird leichter sein, Olympiasieger zu werden, als Weltrekord zu schwimmen."

Frage: Trauern Sie noch dem Verlust des Kurzbahn-Weltrekords an Ryan Lochte nach?
Rogan: "Wenn ich mir diesen Rekord als sportliches Ziel nehmen würde, könnte ich ihn mir vielleicht zurückholen. Aber diesen Rekord werde ich nie wieder schwimmen. Es wäre mit Zielrichtung Olympia nicht richtig."

Frage: Hängt Ihnen aber die klare WM-Niederlage gegen Lochte noch nach? Wie er damals ist auch zuletzt Helge Meeuw stark aufgekommen und Europarekord geschwommen. Fürchten Sie, dass Ihnen Ähnliches wie bei der WM wieder passieren kann?
Rogan: "Nein, denn es ist viel leichter zu jagen, als gejagt zu werden. Es ist nicht gut, sich selbst als Maßstab zu haben. Wenn man nur die ganze Zeit vor dem Spiegel trainiert, kommt man nicht weiter. Außerdem ist es doch schön, wenn es spannend wird. Es gibt nichts Langweiligeres für Sportler, als zu wissen, dass man gewinnt."

Frage: Wenn es spannend ist, kann aber auch ein anderer gewinnen. Etwa bei Olympia, ihrem großen Ziel.
Rogan: "Der Einzige, der das verhindern kann, bin ich selbst. Es kann nicht jemand daher kommen, der diesen Traum zerstört. Und das wird auch bei der EM nicht passieren. Der EM-Titel ist mein heuer wichtigster Schritt, um diesen Olympia-Traum zu verstärken. Meine Stärke ist nicht das Training. Meine Stärke ist, im entscheidenden Moment die beste Leistung zu bringen."

Frage: Ist also alles total auf die 200 m Rücken ausgerichtet?
Rogan: "Nein, auch zum EM-Start über 100 m Rücken habe ich Chancen. Wenn es da gut funktioniert, läuft es. Wenn nicht, ist noch nichts passiert. Das ist das Angenehme."

Frage: Über 50 m Rücken und 400 m Lagen haben Sie nachgenannt. Rogan: "Ob ich da antrete, entscheide ich vor Ort. Beim 50-er wäre es, damit ich die zweitägige Pause zwischen 100 und 200 m verkürze. Für die 400 Lagen am Schlusstag habe ich wegen meiner guten Ausdauer genannt." (APA)