In mühevoller Arbeit werden die Almwiesen wieder kuhtauglich gemacht.

Foto: Alpenverein
Linz - Sommerbaustellen finden sich derzeit nicht nur in den Niederungen heimischer Straßennetze sondern auch in luftigen Höhen. Hochbetrieb herrscht da vor allem zurzeit auf mehreren Almen im Stodertal im Toten Gebirge. Für rund zwei Wochen hat der österreichische Alpenverein dort eine so genannte Umwelt-Baustelle errichtet.

Hintergrund ist der zunehmende Verfall heimischer Almen und der Verlust von Weideland in Hochgebirgslagen. "Die Lage ist prekär. Die jahrhundertealte Kulturlandschaft droht zu veröden", schildert Verena Aichinger vom Österreichischen Alpenverein im Standard-Gespräch den Ernst der Almen-Lage. Grund genug für den Alpenverein gemeinsam mit der internationalen Friedensorganisation Service Civil International (SCI) zum ersten Hochgebirgs-Garteln zu laden.

Zehn internationale Teilnehmer, unter anderem aus Kanada und Jordanien, und zehn heimische Bergfexe schnürten jetzt die Wanderschuhe und zogen los, um in den kommenden Wochen dem lieben Alm-Vieh wieder mehr Grün zu verschaffen. Tatkräftig unterstützt werden von den jungen Alpengärtnern insgesamt 15 Almbauern aus der Phyrn-Priel-Region. "Autorisierte Personen schneiden zuerst fachmännisch die Latschen ab, wir räumen dann das Schnittgut weg und befreien danach die Almböden noch von diversen Unkräutern", gibt Aichinger einen Einblick in den schweißtreibenden Bergarbeiter-Job.

Höhen-Sonnenbrand

Und der Arbeitstag im hochalpinen Garten ist kein Ferientag: "Wir starten jeden Tag um 8 Uhr und werken meist bis 17 Uhr", so Aichinger. Pausen gönnt man sich nur wenig, gilt es doch in den anberaumten zwei Wochen den Kühen rund 20 Hektar an frischer Grünfläche rückzuwidmen. Versucht wird auch, durch Wiederaufforstung mit 500 Zirben zur Erhaltung der Artenvielfalt beizutragen.

Alternierend zum Außendienst sind täglich jeweils sechs Jugendliche dem Bereich "Alm-Hütte"zugeteilt. Auch da ist man aber vom Alpen-Dolce-Vita weit entfernt. Es gilt jene Behausungen, an denen der Zahn der Zeit schon kräftig genagt hat, wieder zu renovieren. "Die Dächer verschiedener Hütten werden von uns auf traditionelle Weise mit Lerchenschindeln neu gedeckt", erläutert Aichinger. Wer übrigens denkt, in luftigen Höhen lässt sich die derzeit herrschende Sommerhitze leichter ertragen, irrt. Auch im Toten Gebirge haut so manchen jungen Umwelt-Floristen die Sonne aus den "Latschen"und "zahlreiche Sonnenbrände"(Aichinger) verleihen dem Wort Alpenglühen eine ganz neue Bedeutung.

Doch auch für die Gebirgs-Heinzelmännchen gibt es so was wie Freizeit. "Da sitzen wir dann gemütlich beisammen oder gehen wandern. Vor allem der multikulturelle Austausch spielt eine zentrale Rolle", so Aichinger. Und damit die Kollegen aus Jordanien und Kanada auch wissen, was man hier so trägt, steht für heute, Samstag, ein Lederhosentreffen in Windischgarsten am Kulturprogramm. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD - Printausgabe, 29./30. Juli 2006)