Das Linzer Design-Center als Anziehungspunkt für Kongress- und Geschäftstouristen. Der Linz-Urlauber der Zukunft soll aber rein der touristischen Reize wegen und vor allem ganz bewusst in der Landeshauptstadt verweilen.

Foto: Design Center
Linz - Das Jahr 2009 sei für Linz die "Schwelle in eine neue touristische Liga". Manfred Grubauer, Vorsitzender des Tourismusverbandes Linz, setzt hohe Erwartungen in die europäische Kulturhauptstadt 2009. Linz könne endlich aus dem Schatten von Wien und Salzburg heraustreten und sich selbstbewusst als eine Touristen-Stadt präsentieren. Dies geschehe nämlich viel zu zaghaft. Die Ursache dafür ist wieder einmal in der Vergangenheit zu finden. Das Image einer grauen, verschmutzten Industriestadt abzuschütteln, braucht Jahrzehnte. "Nichts ist so schwer", sagt der Linzer Bürgermeister Franz Dobusch rückblickend auf seine bisher 18-jährige Amtsperiode.

Dabei arbeiten Kommunal- und Landespolitik gemeinsam seit 1988 an der Korrektur diese Bildes. Es wurde eine große Kampagne mit Slogans wie "eine Stadt lebt auf"gestartet. Linz sollte kein "Industriemuseum à la Ruhrgebiet mit geschlossenen Zechen"werden, meint Grubauer.

Vielmehr hätten man erkannt, welche Strategien für die Zukunft aus dem Wirtschaftsstandort Linz entwickelt werden müssen. Nur wenn auch das Freizeit- sowie das kulturelle Angebot passen, siedeln sich internationale Firmen an. "Die Investitionen in Lebensqualität haben den charmanten Effekt, gleichzeitig für Gäste und die Bevölkerung einen Nutzen zu stiften."Und das Umdenken dürfte erste Erfolge haben: Sowohl die Zahl der Nächtigungen als auch die der Gäste hat sich von 1985 bis 2005 fast verdoppelt. Die Zahl der Ankünfte stieg von 206.000 auf 373.000, die der Nächtigungen von 366.000 auf 687.000.

Allerdings kamen diese Gäste, wie es Grubauer formuliert, nicht "freiwillig". Es sind nicht die klassischen Städtetouristen, die für das Plus sorgen, sondern Kongress- oder Eventbesucher.

Linz stinkt nicht

Hier liegt auch der Schwerpunkt der Stadt Linz. Bürgermeister Dobusch ließ das Messe- und Kongresszentrum "Design-Center"bauen. Die Erwartungen, internationale Veranstaltungen nach Linz zu holen, gingen erst viele Jahre nach der offiziellen Eröffnung 1994 in Erfüllung. Voriges Jahr hatte das Design-Center eine Auslastung von 67 Prozent. Mit ein Grund für die nur langsam gestiegene Auslastung ist die Bettensituation. Es fehlen in der Stadt hochpreisige Hotels, was sich bis 2009 aber ändern soll, es werden mehrere Vier-Sterne-Hotels gebaut.

Selbst wenn eine Studie wie sie die Johannes Kepler Universität in dieser Woche veröffentlichte, Linz als Stadt des Geschäftstourismus ausweist, setzt der Tourismusverband auch auf Urlauber. Hier soll der "Turnaround"mit der Kulturhauptstadt 2009 geschafft werden. Auf den drei Säulen Industrie, Kultur und Natur werde das Gesamtkonzept 09 stehen. Linz als Portal zu einer Ferienregion, so will Grubauer die Landeshauptstadt touristisch vermarkten. Es müsse endlich gelingen, auch Gäste zu bekommen, die nicht nur zufällig einen Stopp einlegen und dann auf einmal ganz überrascht seien, dass Linz weder grau ist noch stinkt. (Kerstin Scheller, DER STANDARD - Printausgabe, 29./30. Juli 2006)