Das Bildungsbürgertum "ist vom öffentlich-rechtlichen Fernsehangebot enttäuscht - eine auf Dauer bedenkliche Situation, denn diese Gruppe ist stark meinungsbildend."

"Die Orientierung am kommerziellen Angebot wird zur Gefahr, wenn Niveaugrenzen unterschritten werden. Mit Sendungen wie 'Bachelor', 'Dismissed', 'Quiz Express' und zahlreichen Talks wurde diese Gefahrenzone erreicht." All diese Sendungen liefen unter Generalin Lindner.

  • Lindner will ORF 1"noch deutlicher"auf jüngere Zielgruppen ausrichten, aber mehr Eigenproduktionen aus Österreich dort. Stichwort: Daily Soap oder Quizshow im Vorabend.
  • Das Programmschemawill sie umkrempeln ("Flexibilität"), aber an der Positionierung von ORF 1 und ORF 2 festhalten.
  • Frühstücksfernsehen, möglicherweise aus dem ORF-Parlamentsstudio.
  • "Nach weiterer Bestandsnotwendigkeit überprüfen"will sie alte Programme, die länger als fünf bis zehn Jahre laufen.
  • Sparen "in den Strukturen" ist für Lindner "unumgänglich": Die Werbeeinnahmen des ORF gehen ihrer Erwartung bis 2009 um 15,7 Prozent zurück, ohne Gegenmaßnahmen sogar um 24 Prozent.
  • Weniger sparsam geht Lindner das Thema ORF-Zentrum an. Sie ist für eine Beibehaltung und Sanierung des Standortes, auch wenn sie den ORF über die nächsten 25 Jahre jährlich mit fünf Millionen Euro mehr belastet als ein Neubau anderswo - also 125 Millionen Euro.
  • Damit kommt sie den ORF-Betriebsräten entgegen - von denen fünf im Stiftungsrat mitwählen. Ebenso mit dem Versprechen, auf Leihpersonalvon außen zu verzichten.
  • An den Gesetzgeber hat Lindner so manchen Wunsch:

  • Dass der ORF die Höhe seiner Gebührenselbst bestimmt, "ist im Hinblick auf die EU-Rahmenvorgaben nicht unproblematisch, weil keine unabhängige Instanz darüber entscheidet", ob die Gebühren dem Aufwand für den öffentlichen Auftrag entsprechen.
  • Den Gesetzgeber braucht Lindner auch für einen Spartenkanalfür Wissenschaft, Bildung und Kultur sowie für einen Spartenkanal für Kinder. Dieser Gemeinschaftskanal mit ARD und ZDF soll auch über digitales Antennenfernsehen zu empfangen sein.
  • Lindner wünscht sich gemeinsame Werbeblöcke der Länderradios zurück und mehr regionale Werbezeiten.
(DER STANDARD; Printausgabe, 31.7.2006)