"Die Fernsehprogramme liefern mehrheitlich Klischees von verkitschten Ersatzleben, lenken die Zuschauer von der Führung ihrer eigenen Existenz nur ab. Entspannung? Darf sich zumal öffentlich-rechtlich verantworteter Rundfunk eine in ihrer Gesamtheit entspannte Nation so vorstellen, dass alle gleichzeitig geistig auf Urlaub sind?"

Lorenz wörtlich weiter: "ORF 1 und ORF 2 bedürfen einer kompletten Neuaufstellung, schematisch, inhaltlich und formal. Das Programm verharrt seit Jahren in einem obsoleten Status, festgefahren in eigenen Dogmen, erstarrt in Klischees, inhaltlich schwächelnd, formal ohne durchgängiges Design, fremdbestimmt durch gekaufte Dutzendware, zu wenige Originale bietend und vor allem: Es unterwandert den öffentlich-rechtlichen Auftrag und verliert dennoch dramatisch bei Jüngeren, ohne die Älteren überproportional bei der Programmstange halten zu können. Die Gesamtquoten sinken schleichend, die Qualität der Gesamtperformance rapide."

  • Lorenz will die strikte Kanaltrennung- ORF 1 für junge, ORF 2 für ältere Zuschauer - beenden.
  • Er überlegt, die "ZiB 1" aufzuteilen: 15 Minuten Nachrichten durchgeschaltet, dann Werbepause und Wetter, dann ein Teil für Analyse, Kommentar, Reportage.
  • "Generalsanierung" für den Sport.
  • Eine Sendung für Weltchronik, TV-Newsflashes über den ganzen Tag, neue Morgen- und Mittagsinformation.
  • Eine zeitgemäße Variante des Diskussionsformats "Club 2". "Offen gesagt"sei "eine der Blamagen des heutigen ORF", "unfrei, verkorkst und stilistisch verlegen".
  • Ein Fixtermin pro Woche für (auch politische) Dokus.
  • Lorenz ist gegen zusätzliche Spartenkanäle, wie sie Lindner für Bildung und Kultur vorschlägt: "Sollen die nobelsten Disziplinen öffentlich-rechtlichen Qualitätsrundfunks quasi ausgelagert werden, wie rechtfertigen sich dann zwei Vollprogramme?"Das bedeute eine "Perversion des Programmauftrags und in Konsequenz wohl den Verlust eines Hauptsenders."
  • Den Länderradios empfiehlt er eine "generelle Anhebung des Niveaus".
  • Er kritisiert "aufgeblähte" Verwaltung: "Wir administrieren uns zu Tode."
  • Statt des "peinlichen Kompromisses" ORF 2 Europe erwägt er einen gemeinsamen öffentlich-rechtlichen Satellitenkanal aller EU-Anstalten.
(Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 31.7.2006)