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Erste-Boss Andreas Treichl ist an der Bawag nicht sehr interessiert.

Foto: AP/Ghirda
Wien - Die Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen will sich einen möglichen Einstieg bei der zum Verkauf stehenden angeschlagenen Gewerkschaftsbank BAWAG nur auf Wunsch des Eigentümers ÖGB anschauen. Die Erste werde von sich aus nicht an das Thema BAWAG herantreten, wenn es aber der Wunsch des BAWAG-Eigentümers sei, werde man sich gemeinsam mit der Wiener Städtischen als Partner Gesprächen nicht verschließen, sagte Erste-Boss Andreas Treichl heute, Montag, bei der Halbjahrespressekonferenz. Diese Gespräche habe man bisher nicht geführt.

Kein großes Interesse

Man habe den Prospekt mit den ersten Informationen zum BAWAG-Verkauf, er habe ihn aber nicht gelesen, und glaube auch nicht, dass er "mein Interesse an der BAWAG wesentlich erhöhen wird", sagte Treichl. Er glaube auch nicht, dass der BAWAG-Eigentümer in einer derart starken Position sei, dass er Wünsche äußern könne.

Für die Erste Bank sei es nicht wirklich interessant, eine massive Baustelle in Österreich zu haben. Erste Bank und Sparkassen seien sehr gut positioniert, es gebe aber dennoch sehr viel zu tun. Er glaube nicht, dass es günstig für die Entwicklung der Sparkassen sein werde, wenn man sich drei bis vier Jahre mit einer Integration der BAWAG beschäftigen müsse. Allerdings sei vieles an der BAWAG interessant, beispielsweise der Zahlungsverkehr des Bundes. Bei einer Ausschreibung des Zahlungsverkehrs des Bundes würde sich die Erste Bank beteiligen. Das "Nicht-Interesse" an der BAWAG werde zumindest einmal die nächsten zwölfeinhalb Monate dauern.

Mögliche Kartellprobleme schwierige Frage

Zum Thema mögliche Kartellprobleme, sollte die Erste Bank doch bei der BAWAG einsteigen, meinte Treichl, dies sei eine schwierige Frage. Er wies aber darauf hin, dass der gemeinsame Marktanteil von BAWAG und Erste Bank in Wien kleiner sei als jener der Bank Austria Creditanstalt.

Das gute Geschäft in Österreich mit dem stärksten Einlagenwachstum seit Jahren habe die Erste Bank weniger der BAWAG zu verdanken, sondern das liege viel mehr daran, "dass wir immer besser geworden sind". Er glaube nicht, dass die Erste Bank die erste Wahl für ehemalige BAWAG-Kunden sei. Einen Konnex möge es vielleicht im ersten Wiener Gemeindebezirk wegen der räumlichen Nähe der beiden Bankzentralen geben. Es sei aber nicht anzunehmen, dass die Erste Bank diesbezüglich zu den großen Profiteuren gehöre.

Zu einem möglichen neuen Eigentümer für die Gewerkschaftsbank sagte Treichl, er fände es für den Finanzplatz Wien gut, wenn ein professioneller Finanzdienstleister die BAWAG übernähme, egal aus welchem Land er stamme. Wenn aber beispielsweise ein Autozulieferer die Bank kaufe, würde er das wohl nicht begrüßen.

In Sachen Yachteinladung

Im Hinblick auf die Yacht-Einladung an Finanzminister Karl-Heinz Grasser durch den Banker Julius Meinl sagte Treichl, glaube nicht, dass er schon jemals mit einem Finanzminister segeln gewesen sei. Wenn er aber seit 15 oder 20 Jahren mit jemandem befreundet sei und diese Person werde dann Finanzminister, würde er ihn auch einladen. Er habe im übrigen weder eine Segel- noch eine Motoryacht. Wenn aber Grasser mit Meinl befreundet sei, könne man wohl schwer erwarten, dass Meinl den Finanzminister ins "Schweizerhaus" im Wiener Prater einlade. Er glaube nicht, dass Herr Meinl gerne Kalbsstelzen esse und Bier trinke.

Der "Gipfel der Absurdität" sind für Treichl die personellen Vorgänge rund um die Hypo Alpe Adria Bank, den angekündigten Wechsel von Vorstands-Chef Wolfgang Kulterer in den Aufsichtsrat. Er könne sich nicht vorstellen, dass man auf eine solche Idee komme. (APA)