Rudolf Mallinger ist der Vizerektor für Lehre der Medizinischen Universität Wien.

Foto: Meduni Wien

Obwohl sie die Summative Integrative Prüfung positiv absolviert haben, müssen 224 Studierende ein Jahr warten, bis sie in den zweiten Abschnitt aufsteigen können. Rudolf Mallinger, Vizerektor für Lehre an der Med-Uni Wien, betont im Interview, dass die Studierenden sehr wohl über dieses Vorgehen informiert waren. Eine Zwangspause von zwei Jahren sei theoretisch möglich, bestätigt er Befürchtungen von Betroffenen.

derStandard.at: Haben die Studierenden vom Auswahlverfahren für den zweiten Studienabschnitt gewusst?

Mallinger: Selbstverständlich! Wir haben seit der Einführung des neuen Studienplans 2002 für das dritte Semester 600 Plätze – 520 davon für die Humanmedizin – reserviert. Im Studienplan steht auch, dass die, die bei der SIP 1 am besten abschneiden, als erste gereiht werden. Die limitierten Studienplätze sind aber seit Jahren fixiert.

Wir haben heuer das erste Mal schon beim ersten Prüfungstermin im Juli einen Überhang. In den vergangenen Jahren waren nach dem ersten Prüfungstermin noch immer freie Plätze. Dass Studierende schon im Juli auf die Warteliste gesetzt werden, ist heuer erstmalig der Fall.

derStandard.at: Konnten Sie die Überzahl an Studierenden vorhersehen, oder kam das für Sie überraschend?

Mallinger: Nein, mit dem Überhang haben wir nicht gerechnet, das war auch für mich unerwartet. Wir waren uns zwar bewusst, dass das passieren kann, jedoch eher im September als schon im Juli. Wir hatten vergangenes Jahr bei der SIP 1 im September 40 Studierende zuviel, die wir aber dann großteils noch – auch in der Zahnmedizin – untergebracht haben.

Wir haben bereits im Frühling eine neue Regelung beschlossen: Ab 1. Oktober erfolgt die Platzreihung unabhängig vom Prüfungstermin. Es zählt also nicht nur der Zeitpunkt der Prüfung sondern auch die Leistung. Bis jetzt war es so, dass innerhalb eines Prüfungstermines die Leistung zählte, wenn dann noch Plätze frei waren, rückten die vom darauffolgenden Prüfungstermin nach. Künftig wird es jedoch für die Reihung nicht mehr ausschlaggebend sein, ob die Prüfung im Juli, September oder Dezember abgelegt wurde.

derStandard.at: Eine Studierende beschwerte sich, weil die Plätze teilweise ausgelost wurden. Stimmt das?

Mallinger: Ja, aber das geschieht natürlich nicht willkürlich: Wenn mehrere Studierende die gleiche Punktezahl erreicht haben, entscheidet das Los über den letzten Platz. Wie viele das bei der vergangenen Prüfung betroffen hat, kann ich nicht sagen. Das haben wir aber immer so gehandhabt.

derStandard.at: 224 Studierende stehen trotz positiver Absolvierung des ersten Studienabschnitts auf der Warteliste. Wann können die ihr Studium fortsetzen?

Mallinger: Die Studierenden, die jetzt keinen Platz bekommen haben, können ihr Studium im Wintersemester 2006/07 fortsetzen – das kann ich garantieren.

derStandard.at: Wie sieht es mit denen aus, die erst im September zur SIP antreten? Wielange stehen diese Studierenden auf der Warteliste, wenn es theoretisch nur mehr 36 Plätze für das Wintersemester 2006/07 gibt?

Mallinger: Ich kann noch nicht sagen, wie viele zur nächsten Prüfung antreten, aber es kann theoretisch sein, dass diese StudentInnen zwei Jahre warten müssen. Wir arbeiten aber auf alle Fälle an einer Lösung. Im Sommer haben wir diesbezüglich noch Gespräche mit der ÖH. Wir wollen die Wartezeit natürlich so kurz wie möglich halten.

derStandard.at: Müssen die Betroffenen trotz der Unterbrechung Studiengebühren zahlen, um weiterhin auf der Warteliste zu bleiben?

Mallinger: Nein, die Studierende stehen vor der Wahl: Sie können eine Beurlaubung beantragen, müssen also keine Studiengebühren zahlen, können aber auch keine Lehrveranstaltungen besuchen oder Prüfungen absolvieren. Sie können aber auch das Jahr nützen, um Wahlfächer zu besuchen.

derStandard.at: Wozu raten Sie den Studierenden in diesem Fall? Ist es zumutbar, nur für Wahlfächer ein Jahr Studiengebühren zu zahlen?

Mallinger: Wenn bereits genug Wahlfächer besucht wurden und auch sonst keine Prüfungen mehr ausstehen, dann ist es sicher ratsam, ein Jahr auszusetzen. Wer aber sowieso noch Wahlfächer braucht oder Prüfungen nachholen muss, der hat sicher in diesem Jahr genug Zeit dafür. Eine allgemeine Empfehlung kann ich aber nicht abgeben, das muss letztendlich jeder für sich entscheiden.

derStandard.at: Wie sieht es im nächsten Jahr aus? Kann es wieder passieren, dass die Studienplätze überbucht sind?

Mallinger: Dazu muss ich erst die nächste Prüfung im September abwarten. Es hängt davon ab, wie viele die kommende SIP positiv abschließen. Dann erst können wir abschätzen, wie viele Studierende dazu kommen.

Unser Ziel ist es aber, die Wartelisten in den nächsten Jahren abzubauen. Konkret soll das in drei Jahren geschehen, garantieren kann ich natürlich nichts. Das Problem besteht ja im – bis vor kurzem – offenen Zugang zum Medizinstudium. Und diejenigen, die die SIP 1 nicht gleich nach dem zweiten Semester absolviert haben, drücken nun natürlich auf die beschränkten Plätze. Jetzt, nach der Einführung des EMS, wird sich die Situation hoffentlich verbessern. Für die ersten EMS-Studierenden sind für das Wintersemester 2006/07 260 Plätze für die Humanmedizin und 40 für die Zahnmedizin reserviert. (Das Interview führte Elisabeth Oberndorfer)