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Das Bezahlen mit (Chip-)Karte und Kode ist sicher, beteuern die Betreiberfirmen des Systems. Ob die Kunden dem Plastikgeld nun misstrauen, kann man noch nicht sagen.

Foto: APA/ HANS KLAUS TECHT
Der Trick, mit dem unbekannte Täter Bankomatkassen manipulierten und Karten-duplikate anfertigten, bleibt ein Geheimnis. Vorwürfe, das System an sich sei unsicher, weisen die Betreiber strikt von sich. Ob die Kunden misstrauisch werden, ist unklar.

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Wien – "Ihre Bankomatkassen können also bedenkenlos verwendet werden!", beruhigt First Data International (FDI) seine Geschäftspartner via Internetseite. Verständlicherweise, hat der größte heimische Anbieter von Hard- und Softwarelösungen für den bargeldlosen Zahlungsverkehr im Zuge der Affäre um manipulierte Bankomatkassen einiges zu verlieren. Wie sicher das System von Karte und Kode aber ist, darüber wird gestritten.

Hans Zeger, Sprecher der Datenschutzfirma ARGE Daten, beispielsweise ist hochgradig skeptisch, was den angeblichen Vorgang des Kopierens der relevanten Daten angeht. Der Einbau eines zusätzlichen Chips, auf dem die relevanten Karteninformationen plus PIN gespeichert werden, sei technisch nicht so einfach zu bewerkstelligen, behauptet Zeger. Er vermutet vielmehr eine Softwaremanipulation und grundsätzliche Systemfehler. Wenngleich er zugeben muss, dass die Details rund um Transaktionen via Bankomatkassen geheim seien.

Was auch der Grund ist, warum weder FDI noch Europay nähere Informationen zu den vier bekannt gewordenen Manipulationen bekannt geben wollen. Nur so viel: Es sei tatsächlich an der Hard- und nicht der Software etwas verändert worden. Ein Vorgehen, das auch aus Deutschland, Italien und Großbritannien schon bekannt sei.

Millionenschaden

Besonders im Vereinigten Königreich gibt es ein erhebliches Problem mit kopierten oder gefälschten Karten. Erst im Mai wurde bekannt, dass eine neunköpfige Gruppe bei einer Shell-Tankstelle die sensiblen Daten gestohlen und mit den geklonten Karten umgerechnet 1,46 Millionen Euro von fremden Konten geräumt hatte.

Mit der "Dedicated Cheque and Plastic Crime Unit" kämpft eine eigene Polizeieinheit bereits seit vier Jahren gegen alle Formen der Kriminalität rund um Plastikkarten auf den Britischen Inseln, bezahlt von den Banken. Denn Kredit- und Bankomatkartenmalversationen haben im Jahr 2005 dort einen Schaden von insgesamt umgerechnet 644 Millionen Euro verursacht, der großteils zulasten der Institute ging. Mit ein Grund, warum der Chip dort den Magnetstreifen abgelöst hat (siehe Artikel rechts), ist Letzterer doch viel einfacher zu kopieren.

Die Chips seien dagegen sicher, beteuert Angela Szivats, Pressesprecherin von Europay. Bisher sei noch kein Fall bekannt geworden, in dem die Daten von dort ausgelesen werden konnten, auch in den aktuellen österreichischen Fällen seien die Magnetstreifen und nicht die Chips vom Datenklau betroffen gewesen.

Inwieweit sich die Affäre auf die Akzeptanz der bargeldlosen Zahlungsmethode auswirkt, lasse sich nicht sagen. "Bisher merken wir keine Veränderung, allerdings ist das Nutzungsverhalten im Sommer immer ungewöhnlich und lässt sich mit dem Rest des Jahres nicht vergleichen", betont Szivats. Die betroffenen Kunden wüssten aber, dass ihnen keine Kosten entstehen. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe 3.8.2006)